das portrait: Warum Patrick Beckert auch für die Freiheit läuft
Patrick Beckert, 27, macht seit zwei Jahren sein eigenes Ding. Er bildet mit seinem jüngeren Bruder Pedro, 21, ein Zweimann-Team am Olympiastützpunkt Erfurt. Es gibt noch mehr Schlittschuhläufer in der Familie Beckert. Schwester Stephanie ist in Vancouver Olympiasiegerin geworden, hat sich dann aber von Claudia Pechstein wegbeißen lassen. So etwas könnte Patrick Beckert nicht passieren. Er hat ein dickeres Fell, vor allem weiß er, was er will: schneller werden auf den 400-Meter-Bahnen dieser Welt.
Er läuft gern die langen Strecken, fünf und zehn Kilometer. Über 10.000 Meter hat er schon zwei WM-Bronzemedaillen gewonnen. Ob heute eine olympische Plakette dazukommt, wenn um 12 Uhr deutscher Zeit die 10-km-Rennen in Gangneung angeschossen werden, das ist fraglich, denn seine Form scheint nicht so gut zu sein, wie sich das der Thüringer versprochen hat. Über 5.000 Meter ist er nur Zehnter geworden, und danach zeigte er sich etwas ratlos. Dabei wäre es für ihn so wichtig, mit einer Medaille in die Verhandlungen mit der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) nach der Saison zu gehen.
Sie wollen sich dann über Beckerts Zukunft unterhalten. Nach einem einjährigen Intermezzo bei einem niederländischen Privatteam kehrte Beckert vor zwei Jahren in seine Heimat zurück, verzichtete aber auf eine direkte Einbindung in die Verbandsstrukturen. Dafür hat er teuer bezahlen müssen. Die DESG hatte ihm den Geldhahn zugedreht, erst vor diesem Winter floss das Geld wieder – allerdings nicht für Bruder Pedro. Der wurde aus der Sportfördergruppe der Bundeswehr gekickt, weil er an den Trainingsansatz seines Bruders glaubt. Wer nicht ins „System“ passt, der muss halt schauen, wo er bleibt.
So sind es vor allem die Ich-AGs im deutschen Eisschnelllauf, die dem Verband zeigen, wie es besser gehen könnte. Auch Sprinter Nico Ihle und Altmeisterin Claudia Pechstein haben sich ja das Umfeld nach ihren Vorstellungen geformt. „Der Verband müsste einfach mehr über den eigenen Tellerrand schauen“, sagt Beckert der taz. „Die besten Sportler brauchen einfach gewisse Freiheiten.“ Das funktioniert. Das Duo hat heuer viele Bestzeiten aufgestellt. Patrick Beckert wünscht sich nach Olympia ein „sachliches und ehrliches Gespräch“ mit dem Verband. Und vor allem mehr Kulanz und weniger Verbohrtheit. Markus Völker
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