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das portraitKommt mit einer Bewährungsstrafe davon: Samsung-Erbe Lee Jae-yong

Südkoreas mächtigster Manager ist wieder auf freiem Fuß. Das Seouler Berufungsgericht hat am Montag zwar die Bestechungsvorwürfe gegen den Samsung-Kronprinzen Lee Jae-yong weitgehend bestätigt, doch seine Strafe von fünf auf zweieinhalb Jahre herab- und zur Berufung ausgesetzt. Damit durchläuft Lee den typischen Werdegang der korrupten Konzernsöhne Koreas. Für Kritiker repräsentiert er das jahrzehntealte System der Vetternwirtschaft zwischen Regierung und Wirtschaftselite.

Dabei galt der 49-Jährige einst als Erneuerer der streng patriarchalen Samsung-Welt. Zwar durchlief er zunächst die strenge Laufbahn hin zum Konzernthron: Studium an der elitären Seouler Nationaluniversität, gefolgt von einem MBA an der Harvard Business School. 1991 trat er ins Unternehmen ein und wurde im Schnelldurchlauf bis 2013 zum Vizepräsidenten von Steckenpferd Samsung Electronics befördert.

Gleichzeitig jedoch gilt Lee Jae-yong als umgänglich und für einen Mann mit geschätztem Vermögen von 5,5 Milliarden Euro als vergleichsweise bescheiden. Lee hat in den letzten Jahren versucht, der nahezu militaristischen Unternehmenskultur Samsungs ein wenig kalifornisches Start-up-Flair einzuhauchen. Die Dresscodes wurden unter ihm gelockert, Bürozeiten familienfreundlicher gestaltet und auch die berüchtigten Teambesäufnisse auf Firmenkosten („Hoe-shik“ auf Koreanisch) reguliert.

In jenem Korruptionsskandal, der auch zum Sturz von Expräsidentin Park Geun-hye geführt hat, zeigte sich der Unternehmenserbe in dritter Generation jedoch von seiner anderen Seite: Schmiergelder von umgerechnet 5 Millionen Euro zahlte er an die Tochter der engsten Vertrauten von Park. Im Gegenzug, davon ist die Staatsanwaltschaft überzeugt, hat Lee die Regierungszustimmung für die Fusion zweier Samsung-Tochtergruppen genehmigt bekommen.

Im Winter 2016 zogen jeden Samstag Hunderttausende Koreaner auf den Seouler Gwanghwamun-Platz, um die Schuldigen in dem Korruptionsfall vor Gericht zu bringen. Wenige Monate später wurden Park Geun-hye und Lee Jae-yong tatsächlich in Untersuchungshaft genommen. Gleichzeitig wählten die Koreaner im Frühjahr den linksgerichteten Moon Ja-in ins Präsidentenamt – vor allem für sein Versprechen, die grassierende Korruption der Großkonzerne einzudämmen.

In Wirtschaftskreisen wird das unbehelligte Wirken der Konzerndynastien als „Korea-Discount“ bezeichnet: Die Industriellenfamilien erpressen sich Steuerschlupflöcher, vererben ihre Unternehmen über undurchsichtige Konstrukte an ihre Söhne und missbrauchen Firmengelder für eigene Interessen. Verurteilt sind zwar viele der Vorstände der großen Konzerne, doch werden sie fast immer begnadigt.

Genau dieses Credo wird jedoch nun in Frage gestellt – schließlich hat Samsung Electronics ausgerechnet in jenem Zeitraum historische Rekordumsätze verzeichnen können, während ihr Top-Manager isoliert in U-Haft saß. Fabian Kretschmer

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