das portrait: Die Tennisspielerin Julia Görges ist wieder obenauf
Der zahlreichen Glückwünsche, Komplimente und Respektsbekundungen konnte sich Julia Görges nach ihrem souveränen Triumph bei der Tennis-B-WM im chinesischen Zuhai kaum noch erwehren. Von überall her gingen Anrufe, SMS und E-Mails bei ihr ein. Boris Becker etwa twitterte stilecht: „Sagenhaft, Mädchen …“ Und Barbara Rittner, Frauen-Chefin im Deutschen Tennis-Bund (DTB), war begeistert von der Erfolgsgeschichte der Bad Oldesloerin. Sie sprach von einem „beeindruckend konstanten Jahr“ der 29-Jährigen. Den Blick auf die Zukunft gerichtet, prophezeite Rittner: „Da kommt noch mehr.“
Was schon in den vergangenen Wochen und Monaten von der Schleswig-Holsteinerin gekommen ist, hätten ihr vor Jahresfrist wohl nur die wenigsten Beobachter zugetraut. Görges war eine Kandidatin für eine Platzierung in der großzügig erweiterten Spitze der Weltrangliste, so um Platz 30 herum. Aber mehr dann nicht. Im Sommer 2011 war sie mal die Nummer 15 der Welt gewesen. Damit hatte sie, so schien es, das Maximum ihrer Möglichkeiten erreicht. Besser könnte es nicht mehr werden.
Diese Einschätzung erwies sich als ein Fehler. Im gerade begonnenen Spätsommer ihrer Karriere drehte Görges gewaltig auf, errang einige Erfolge. Vor allem in den vergangenen beiden Wochen ging ihr alles mit einer erstaunlichen Leichtigkeit von der Hand. Die Norddeutsche, die als Nummer 54 der Weltrangliste in die Saison gestartet war, feierte Mitte Oktober in Moskau ihren ersten Turniersieg nach mehr als sechsjähriger Durststrecke. Und bei der B-WM in Zuhai ließ sie im Finale der an Position zwei gesetzten US-Amerikanerin Coco Vandeweghe bei einem 7:5, 6:1 keine Chance.
Der Lohn über ihr größtes Karriere-Preisgeld von rund 545.000 Euro hinaus: In der Weltrangliste erklomm sie neue Höhen. Sie ging auf Rang 14 in den vierwöchigen Urlaub. Damit ist sie gleichzeitig die deutsche Nummer eins. In dem Maße, in dem es für sie in den vergangenen Wochen im Ranking nach oben ging, sackte die ehemalige Weltranglisten-Erste Angelique Kerber nach unten. Die zum Hadern neigende Kielerin belegt nur noch Position 21.
Während Kerber dankbar dafür ist, dass die Saison vorüber ist, blickt Görges froh voraus. „Ich freue mich schon auf das nächste Jahr“, sagte die Fed-Cup-Spielerin. Sie traue sich selbst einen Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier zu. Als Grundlage für ihren bemerkenswerten Aufschwung hat sie die Zusammenarbeit mit ihrem Trainer Michael Geserer sowie dem Fitnesscoach und Physiotherapeuten Florian Zitzelsberger ausgemacht.
„Physisch bin ich so gut drauf wie noch nie. Das Gesamtpaket stimmt einfach – die Athletik, das Spielerische und die Taktik“, sagte Görges und stellte zufrieden fest: „Das ist einfach eine andere Jule inzwischen.“ Christian Görtzen
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