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das portraitAutodidakt Lothar Kannenbergist pleite

Setzt auf hartes Training mit Jugendlichen: Lothar Kannenberg Foto: dpa

Die Akademie von Lothar Kannenberg ist pleite. Die Jugendhilfe- und Bildungseinrichtung betreibt in Bremen Einrichtungen für junge Geflüchtete und kann nun nicht mehr zahlen. Kannenberg schuldet der Stadt Bremen mehrere Millionen Euro und hat beim Amtsgericht Walsrode nun ein Insolvenzverfahren angemeldet.

Kannenberg ist ein Autodidakt. Er lernte Metzger, machte eine Boxkarriere, wurde drogenabhängig und wieder clean und startete dann mit Projekten für straffällig gewordene Jugendliche. Sein Lebensleitsatz lautet: Jeder Mensch verdient eine zweite Chance. Kannenberg eröffnete 1999 sein erstes Boxcamp in Kassel. Inzwischen betreibt er etwa 20 Jugendeinrichtungen in fünf Bundesländern.

Die vollstationäre Jugendhilfeeinrichtung beruht auf einem straffen Programm zwischen 6 und 22 Uhr. Sport ist die Hauptkomponente und soll den Jugendlichen Strukturen und Werte beibringen, so Kannenbergs Idee. Für seine Trainingscamps ist der 60-Jährige mehrfach ausgezeichnet worden: 2005 erhielte er die Bundesverdienstmedaille, 2009 den deutschen Förderpreis für Kriminalprävention. Allerdings sind die pädagogischen Prinzipien von Kannenberg umstritten: Rauer Ton, klare Männlichkeitsbilder und Kollektivstrafen sind auch Teil seines Konzepts.

Im Herbst 2014 eröffnete ohne die Zustimmung der Nachbarschaft in Bremen-Farge eine Einrichtung für minderjährige Geflüchtete. Heute gibt es in Bremen sechs solcher Häuser. Als ab 2015 immer mehr Geflüchtete nach Deutschland kamen, betreute Kannenbergs Akademie zu Spitzenzeiten mehr als 1.000 Jugendliche. Mittlerweile sind seine Camps deutlich weniger ausgelastet: Die Kosten, insbesondere für Personal und Miete, übersteigen die Einnahmen und jetzt kann Kannenberg eben gar nicht mehr zahlen.

Die Betreuung der derzeit noch 140 jungen Menschen in den Einrichtungen ist aber vorerst wohl nicht gefährdet. Und die Gehälter der etwa 230 Mitarbeiter sind für drei Monate durch die Agentur für Arbeit gesichert. Die weitere Zukunft ist ungewiss. Adèle Cailleteau

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