das porträt: Ratspolitiker Bastian Zimmermann wechselt doppelt
Für seinen ehemaligen Parteikollegen, den Bundestagsabgeordneten Victor Perli, fehlt es Bastian Zimmermann an politischem Rückgrat – Zimmermann selbst sieht sich als Pragmatiker. Im August 2022 überreichte er, damals für die Linkspartei im Wolfsburger Stadtrat, eine Mieter*inneninitiative mit 8.500 Unterschriften an den Bürgermeister. Vergangene Woche erteilte Zimmermann, mittlerweile SPD-Genosse, der Kernforderung der Initiative eine Absage.
Doch woher kommen die Kehrtwenden? „Nach reichlicher Überlegung bin ich dazu gekommen, dass man andere Wege finden muss“, meint Zimmermann nun zu seiner Entscheidung gegen die Initiative. Durch den anvisierten Stopp der Mieterhöhung entstehe schließlich nicht mehr bezahlbarer Wohnraum. Die Initiative hatte gefordert, dass die städtische Wohnungsgesellschaft die Miete ihrer Wolfsburger Wohnungen in den nächsten fünf Jahren nicht anheben dürfte.
Bevor Zimmermann im Februar 2023 in die SPD eintrat, war er 22 Jahre lang Mitglied der Linkspartei, für die er sich auf Lokal-, Kreis- und Landesebene engagierte. Zudem war er lange bei den Falken aktiv, der sozialistischen Jugend. Ab 2017 saß er für die Linke im Wolfsburger Stadtrat. Mit elf Jahren zog er von Braunschweig nach Wolfsburg, wo er seitdem lebt. Neben seiner parteipolitischen Arbeit leitet Zimmermann eine lokale Werbeagentur.
Bereits als Zimmermann 2021 für die Wahl des Oberbürgermeisters kandidierte, nannte er das Flagschiff der Thüringer Linken, Bodo Ramelow, als sein politisches Vorbild. „Daran hat sich auch heute nichts geändert, schließlich ist Ramelow ja eher für sozialdemokratische Positionen bekannt,“ erzählt Zimmermann.
Zimmermann wolle am Ende keine Antworten finden, die sich zwar gut anhörten, sondern eher solche, die ankommen bei den Ärmeren. Bei der Linkspartei sah er diese Möglichkeit nicht mehr. „Die Idee einer pluralen linken Partei links neben der SPD ist gescheitert“, sagte er nach seinem Parteiübertritt. Nina Nevermann
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