das ding, das kommt: Plastik für die Hochkultur
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Es geht um ein Stück Plastik, von dem keine:r so ganz genau weiß, wie es funktioniert – eine Blackbox sozusagen, allerdings eine weiße: Der Schnelltest markiert nicht nur biotechnisch den Virenbefall irgendwelcher Körperflüssigkeiten, sondern auch metaphorisch eine Verschiebung im Diskurs. Vielleicht erinnert sich noch jemand an den Anfang der Pandemie und die Angstbilder aus Science-Fiction- und Horror-Erzählungen. Man sprach angesichts leerer Straßen von „Zombie-Apokalypse“, während die Shutdowns, Lockdowns und Quarantänen – als sie nur in China stattfanden – als Ausdruck post-prä-proto-oder-was-auch-immer-faschistischer Zurichtungen der Gesellschaft standen. Tests und Wärmebildkameras waren die Werkzeuge finsterer Selektierer: Wer infiziert ist, wird ausgesondert.
Heute ist es genau umgekehrt. Alle wollen sie jetzt haben, diese Tests, weil sie einen Hauch von Freiheit versprechen: heute schon an manchen Grenzübergängen und morgen vielleicht auch an der Discotür. In Oldenburg versucht die Kultur bereits sich gesundzutesten. Das Staatstheater nimmt einen Probenbetrieb auf, den man so ähnlich wie normal nennen könnte. Mit Tests nämlich, denen sich die Schauspieler:innen am Morgen vor der Probe unterziehen. Nach nur zehn Minuten sollen sich Viren mit 97-prozentiger Sicherheit erkennen lassen. Und falls wirklich mal einer ausschlägt, gibt’s direkt noch PCR-Tests hinterher.
Sinn der Aktion ist nicht nur, der Langeweile des Personals zu begegnen, sondern es den Künstler:innen zu ermöglichen, „ihr Niveau zu halten und möglichst wenig Zeit ihrer wertvollen Arbeitsjahre zu verlieren“, so das Theater. Finanzieren tut das der Freundeskreis des Hauses, in dem (wie in jedem Theaterfreundeskreis dieser Welt) zahlreiche Ärzte und Ärztinnen vertreten sind, von denen die Testerei auch gleich fachkundig durchgeführt wird.
Jan-Paul Koopmann
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