das detail: Neun, die
Es gibt kein richtiges Leben im falschen, befanden einst Theodor W. Adorno und Max Horkheimer. Und was für das Dasein als solches gilt, hat auf dem Fußballplatz natürlich eine besondere Bedeutung.
Da galt in der vergangenen Dekade die „falsche Neun“ teilweise als Nonplusultra der Ballschieberei. Der klassische Stoßstürmer, Wuchtbrumme und Ballbehaupter, Kopfballungetüm und Strafraumlungerer, musste sein Biotop im und am Sechszehner räumen für eine agile und „polyvalente“ Offensivkraft, die sich zurückfallen ließ, Pässe sonder Zahl spielte – und im Idealfall sogar Tore schoss.
Die „Neun“ schien aus der Zeit gefallen, aber spätestens jetzt ist der klassische Angreifer zurück. Die „Neun“ erlebt eine Renaissance in der aktuellen Fußball-Bundesliga. Die Fußballmode ist wieder einmal eine andere, und Stürmer wie Victor Boniface, Harry Kane, Serhou Guirassy oder Jonas Wind rehabilitieren ein Rollenmodell, das den Fußball früher bestimmte. Die Tormaschinen hatten hinten auf ihrem Trikot die 9 stehen. Das war Anspruch und Verpflichtung zugleich. Sie hatten Zählbares abzuliefern. Darum ging’s: einnetzen, effektiv sein, jubeln. So wurde man im Stadion geprägt: Der kantige Typ da vorne macht die Dinger rein, auch wenn er im Spiel nur zehn oder zwölf Mal den Ball berührt.
Beim FC Rot-Weiß Erfurt hieß dieser Mann in den siebziger und achtziger Jahren Jürgen Heun, was schon vorm Spiel Freude machte, denn Heun reimte sich so schön auf Neun. Das ganze Stadion brüllte den Reim mit. Gut, dass diese Typen wieder zu Ehren kommen. (völ)
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