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„...dann eben ohne Onkel Ernst“

Volker Hassemer kämpft bei einem Essen der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Optimismus und einer blumigen Bildersprache gegen Berlin-Miesmacher an  ■ Von Barbara Bollwahn

Bilder in der Sprache sind gut. Sie können Schwieriges vereinfachen oder manchmal erst vorstellbar machen. Doch der Umgang mit ihnen will gekonnt sein. Zu groß ist die Gefahr, in der eigenen Bilderflut baden zu gehen oder Zuhörer mit kindlich-naiven Bildern zu langweilen.

Volker Hassemer, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft „Partner für Berlin“, kam gestern auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung ins Forum-Hotel am Alexanderplatz und hatte einen dicken Packen Bilder unterm Arm. Das Thema, das er illustrierte: „Berlin – Die Metropole und ihr Image“. Etwa einhundert Zuhörer aus Wirtschaft, Kultur und Politik wollten vom ehemaligen Stadtentwicklungssenator erfahren, warum „Berlins Ruf außerhalb der Stadt deutlich besser ist als innerhalb“ und wie das Image aufpoliert werden kann.

Kein leichtes Unterfangen, muß sich auch Hassemer gedacht haben und zog das erste Bild aus dem Ärmel: „Wir haben im wiedervereinigten Berlin kein gemachtes Bett vorgefunden“, sagte er zu Beginn seines Vortrags. Eine Stadt mit nahezu vier Millionen Einwohnern zu modernisieren sei Chance und Anstrengung zugleich. Während die Kellner Hühnerbrust mit Broccoli und Kroketten servierten, legte Hassemer los: „Wir können und müssen der erste Ort für höchste Sachkompetenz für Ost- und Westeuropa werden.“ Zustimmendes Messer- und Gabelgeklapper. Hassemer räumte ein, daß diese Erwartungen noch nicht erfüllt würden. Für diejenigen, die nicht verstanden, bemühte er erneut das Bett-Bild: „Das Kopfkissen hat mit Ost-West-Kompetenz zu tun.“ Was immer das heißt.

Als auch der letzte Zuhörer die Mandeln aus dem Broccoli gepopelt hatte, ging es zur Sache. Da wollte doch tatsächlich einer wissen, wie es Hassemer mit seiner Berlin Partner GmbH schaffen will, daß sich „Otto Normalverbraucher in diese Gedankengänge hineinfindet“. Hassemer ließ die Kroketten auf dem Teller und krempelte die Ärmel hoch (bildlich gesprochen!): „Wir kriegen wirklich nichts mehr geschenkt“, stellte er klar. „Was aus Berlin wird, ist unsere Sache.“ Die Zeiten von Larmoyanz und Feindessuche seien vorbei. Und dann, endlich wieder ein Bild: „Wenn Sie ein Haus bauen und Keller und erstes Obergeschoß sind schon fertig“, appellierte er an die Jammerer, „werden Sie damit belohnt, indem Sie das zweite Obergeschoß und das Dachgeschoß bauen dürfen.“ Daß der eine oder andere mal „aufstöhnt“, dürfe niemanden verwundern. Wie, immer noch nicht verstanden? „Wenn Tante Frieda will“, werkelte Hassemer an der sprachlichen Berlin-Baustelle weiter, „und Onkel Ernst nicht“, müsse es eben auch ohne ihn gehen. „Man kann nicht erwarten“, fuhr er fort, „daß die Berliner morgens aufstehen und rufen hurra, wir haben ja so viel zu tun.“

Rückendeckung bekam Hassemer vom Moderator, dem Kultursenator Peter Radunski (CDU). Auch er zeigte sich als Bilderstürmer: „Dem weht kein Wind, der des Hafens Ziel nicht kennt“, zitierte er den französischen Essayisten Montaigne. Den Schlußpunkt setzte eine alte Dame mit grauem Dutt. „Ich bin hier großgeworden und war Trümmerfrau“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. „Ich bin glücklich, zu erleben, wie es heute neu weitergeht.“

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