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danke, dyba von WIGLAF DROSTE

Schade, dass die Geschichte von der Wiederauferstehung eine fromme Lüge ist. Sonst könnte Johannes Dyba, statt heute unter die Erde zu kommen, noch einmal richtig loslegen mit den schönen Sachen, an denen seine Gegner sich so reflexhaft abrieben. Den Hamburger Kirchentag im Juni 2000 hatte Dyba so kommentiert: „80 Prozent von dem, was da passiert, hat mit dem Glauben nichts zu tun.“ Damit hatte er zu 80 Prozent recht.

Es ist schon seltsam, wenn man als Agnostiker den Glauben in Schutz nehmen muss gegen rucksacktragende, halstüchelnde Kirchentagsblökies, die mit debilem Gelächle die Welt anbrüdern, allüberall ihre Hintern an die Erde bringen und am kleinen Glauben zwischendurch knuspern. In ihrem panischen Bedürfnis nach Kuscheln und Alleswirdgut basteln sie sich einen niedlichen Deppengott, der für sie auf dufte machen soll, wie seine Hirten das längst tun, die ihrem Publikum den Ölfilm anbieten, den auch der Bundeskanzler und andere Schlagersänger kultivieren. Für diese Lauglauber soll Jesus gestorben sein?

Man muss Dyba dankbar sein dafür, dass er genau so war, wie er war. Er verkörperte in Gesicht, Gehabe und Gebell perfekt die Essenz des Vereins, für den er PR machte. Kreide fraß er nicht. Er war die gerechte Strafe für alle, die wider Verstand und Erfahrung schafsnasig weiter glauben wollen, bei der Kirche gebe es außer frommem Gebrummel und fiesen Daumenschrauben etwas zu holen. Kalter Kafka, wir trinken dich morgens: Eine schlechte Sache reformieren heißt, sie noch schlechter machen.

Die Planstelle des lustigen Abtreibungsgegners hielt Dyba kompetent besetzt; nicht einmal Konrad Weiß konnte sie ihm abjagen. Auch als Militärbischof war Dyba der richtige Mann: Einer, der in der Tradition des Mordens, Folterns und Quälens steht und das gern tut, segnet seine säkularen Nachfolger. Wer dagegenhält, die Kirche dürfe doch organisierten Massenmord nicht gutheißen, will nicht wissen, was Logik ist.

Es gibt ein Foto des Miltärbischofs, das ihn mit Colgatelächeln im Kreise junger Uniformträger zeigt. Dyba fühlte sich pudelwohl in dieser Männerbündelei. Da er als Katholik alter Schule den Unterschied zwischen privatem Vergnügen und strengen öffentlichen Regeln kannte und verfocht, denunzierte er nach außen hin, was ihm gefiel. Die geplante rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare mit der bewährten Penis-Vagina-Zeugungsgemeinschaft war ihm ein Greuel. Er wusste eben, wie viel mehr Spaß man haben kann, wenn man nicht heiratet und sich Kinder ans Bein bindet. Wer so einzigartig formuliert, „importierte Lustknaben“ dürften nicht vom Grundgesetz geschützt werden, möchte damit auch nahe legen, dass er vom Lustknabenimport etwas verstehe. Dennoch gab es gerade wegen dieser Äußerung Dybas viel humanistisch etikettiertes Getute. Jammernde Homosexuelle aber, die der christlichen Moral hinterherlaufen und in die sie unterdrückende Kirche auch noch hineinwollen, sind sogar noch ein kleines bisschen abstoßender, als diese Kirche und ihre Moral es sind.

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