: daniel barenboim
Rastloser Maestro
Schon eine Viertelstunde nach Beginn des Gesprächs kommt eine Mitarbeiterin herein. „Herr Barenboim, Sie denken an Ihre Probe?“ – „Ich komme, ich komme.“ Daniel Barenboim redet trotzdem fast eine Stunde weiter. Dann springt er auf und wühlt in einem Stapel mit dicken Partituren. „Was proben wir denn jetzt“, will er wissen, „Meistersinger oder Lohengrin?“
Selbst nach den Maßstäben des rastlosen Musikbetriebs ist das Pensum rekordverdächtig, das der 59-Jährige absolviert – und das bereits seit mehr als 50 Jahren. Im Alter von sieben Jahren gab der gebürtige Argentinier sein erstes Konzert als Pianist. Zwei Jahre später zogen seine Eltern mit ihm nach Israel, wo er neben seinen Auftritten weiter die Schule besuchte. Später begann er auch zu dirigieren. Von 1975 bis 1989 war er Chef des Orchestre de Paris und gab ein kurzes Intermezzo als Musikchef der Bastille-Oper.
Seit den frühen Neunzigern leitet Barenboim das Chicago Symphony Orchestra und die Berliner Staatsoper Unter den Linden Berlin. Welchen Weg er mit dem ehemaligen DDR-Ensemble zurückgelegt hat, zeigen zwei Plakate in seinem Dienstzimmer. Auf dem einen kleben Passfotos der Musiker, darüber steht in unbeholfener Schrift: „Daniel Barenboim – Staatskapelle Berlin: Beginn einer neuen Ära“. Das andere zeigt die schick designten CD-Cover der Beethoven-Gesamtaufnahme, die Barenboim mit demselben Orchester zehn Jahre später herausgebracht hat. RAB
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