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corona in hamburg„Viele Angehörige sind enttäuscht“

Gemeinde Horn

Birgit Feilcke 60, arbeitet als Pastorin für Seelsorge im Alter im Stadtteil Horn.

Interview Michael Wendland

taz: Beerdigungen bringen die Menschen normalerweise enger zusammen. Wie haben sich die Beerdigungen in Hamburg durch das ­Coronavirus verändert, Frau Feilcke?

Birgit Feilcke: Wir dürfen nicht mehr in Kapellen oder Trauerhallen hinein. Deshalb muss alles im Freien stattfinden, meist im Stehen und ohne Musik. Abhängig von der jeweiligen Friedhofsverwaltung sind sechs bis zwölf Gäste erlaubt. Natürlich muss der Mindestabstand zueinander eingehalten werden. Das trifft auch auf die sechs Sargträger:innen zu. Vor der Krise fuhren diese gemeinsam zum Friedhof. Nun teilen sich jeweils drei Träger:innen ein Auto.

Was bedeuten die Beschränkungen für Ihre Arbeit?

Trauergespräche sollen nun telefonisch oder per Videochat geführt werden, was schon etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die Bestattungszeremonie muss ich aufgrund der veränderten Umstände stark verkürzen. Das für mich Wesentliche findet aber weiter Platz: Die Würdigung und die Geschichte der Verstorbenen stehen nach wie vor im Zentrum. Ich sehe kein Problem darin, dafür den rituellen Teil knapp zu halten.

Wie reagieren die Angehörigen auf die Beschränkungen?

Sie sind enttäuscht. Viele Menschen haben gewisse Vorstellungen davon, wie ein Begräbnis sein sollte. Diese Vorstellungen werden nun über den Haufen geworfen. Manche Wünsche, etwa zu Blumen und Musik, können nicht erfüllt werden. Alles in allem wirkt es schon etwas karg. Daher haben sie das Gefühl, den Verstorbenen nicht gerecht zu werden. Besonders deutlich wird das, wenn ein Vertrag zur Bestattungsvorsorge existiert. Ein solcher Vertrag hält fest, wie Verstorbene bestattet werden möchten. In diesen Zeiten sind solche Verträge jedoch nicht zu erfüllen.

Wie kann man dem begegnen?

Mir erzählte ein Bestatter, dass er zwei Urnen mit der Asche der Verstorbenen aufbewahre. Die Angehörigen möchten warten und nach der Krise eine Trauerfeier abhalten, die den Wünschen der Verstorbenen mehr gerecht wird.

Wäre das trotz Krise eine Alternative?

Die Anzahl der Bestattungen hat sich in Hamburg nicht drastisch erhöht. Man muss sicher über die Bestattungsart reden. Abhängig davon ist es aber möglich, Trauerfeiern zu verschieben. Wenn diese dann mehr den Wünschen und Vorstellungen der Betroffenen entsprechen, kann es helfen, den Verlust besser zu verarbeiten. Das ist übrigens auch unabhängig von der Coronakrise so.

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