chemnitz, buchheim, etc.: Das Schlossbergmuseum in Chemnitz hat die Ausstellung mit Kriegsbildern von Lothar-Günther Buchheim abgesagt
Beschädigte Bilder
Chemnitz hat demnächst einen Ehrenbürger weniger: Lothar-Günther Buchheim. Der Maler und Bestsellerautor will die Urkunde „per Post“ zurückschicken, nachdem das Schlossbergmuseum Chemnitz eine Ausstellung seiner Zeichnungen und Aquarelle aus dem Zweiten Weltkrieg abgesagt hat. Zuvor gab es Differenzen über das Konzept des Katalogs. Während man sich in Chemnitz um eine kritische Auseinandersetzung mit der Propagandarolle des Künstlers in den Kriegsjahren bemüht hatte, wurden entsprechende Passagen von Buchheim kurzfristig aus der Publikation gestrichen. Damit, so Museumsdirektor Thomas Schuler, war „die Ausstellung nicht mehr zu vertreten“.
Dabei ist vor allem die Hast verblüffend, mit der in Chemnitz offenbar Werk und Leben Buchheims zusammengebracht wurden. Immerhin sollten die Arbeiten bereits am 21. Januar gezeigt werden – wie kann es da eine Woche vor der Eröffnung noch zu solchen Meinungsverschiedenheiten kommen, zumal an Katalogen doch längerfristig gearbeitet wird? Der kunsthistorische Schnellschuss ist auch bedenklich, weil die Fakten der Biografie bekannt sind. Buchheim war zwischen 1941 und 1944 als Kriegsberichterstatter auf deutschen U-Booten tätig. Diese Erfahrungen haben ihm mit dem Buch „Das Boot“ einen Welterfolg beschert – und im Fall seines Romans „Jäger im Weltmeer“ den Ruf eines verklärenden Landser-Romantikers eingebracht. Auch seine Zeichnungen, die Buchheim als „widerständisch“ deklariert, wurden von der NS-Führung hoch gelobt und 1941 in München ausgestellt.
Für Buchheim dagegen sollte in Chemnitz auf keinen Fall das Bild des subversiven Kämpfers innerhalb der Wehrmacht beschädigt werden, zu dem er sich nach Kriegsende stilisiert hat. Ob er nun ein williger Helfer Hitlers war oder nur malender Mitläufer, wird sich jetzt bis auf weiteres nicht klären lassen. Dass Chemnitz mit der Absage aus Angst vor möglicher Naziverherrlichung reagiert hat, mag im Osten eine begründete Sorge sein. Anderseits reißt man sich auch sonst um den grimmbärtigen Künstler: Immerhin wurde Buchheim noch in den 90er-Jahren mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. HARALD FRICKE
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