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buchtippZu jeder Jahreszeit

Spaniens Feste

Spanien ist eines der festreichsten Länder der Erde. Das Erlebnis einer typischen Fiesta oder Feria hängt nicht unbedingt von wichtigen katholischen Festen wie Ostern, Pfingsten oder Fronleichnam ab. Zu jeder Jahreszeit kann man Spanien im Festrausch erleben. Dies zeigt das Buch „Fiestas“ des in Granada lebenden deutschen Autors Rolf Neuhaus. Mehr als 60 Seiten dick ist der Festkalender, den Neuhaus im Anhang auflistet. Er zählt mehr als 800 Feste, die Jahr für Jahr in spanischen Dörfern und Städten gefeiert werden und unter Umständen mehrere Tage andauern.

Berühmt sind viele spanische Feste nicht zuletzt wegen ihrer Ausgelassenheit und ihrer trotz christlicher Ummantelung heidnischen Elemente und Ursprünge. Dies vor allem in der Region, die eine fast natürliche und kulturhistorische Fortsetzung des Maghreb darstellt, Andalusien, wo das christlich-strenge Mittelalter wegen der späten Reconquista nur am Rande eine Rolle spielte. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass allein in Andalusien rund 200 der besagten 800 Fiestas stattfinden.

Die Renaissance und wachsende Beliebtheit spanischer Fiestas seit dem Ende des Franco-Regimes interpretiert Neuhaus als „Anker der spanischen Identität“, als eine Reaktion auf die Modernisierung und Europäisierung der Iberischen Halbinsel in den letzten zwanzig Jahren.

Gerade in Andalusien hat diese Modernisierung mehr Umwälzungen hervorgebracht als sonstwo in Spanien. Neuhaus beschränkt sich nicht auf Großereignisse wie die Semana Santa in Sevilla, die Pilgerfahrt nach El Rocío, die Sanfermines in Pamplona oder die Fallas von Valencia. Auch weniger bekannte Meeresprozessionen, Passionsspiele, historische Feste und Tanzveranstaltungen weitab der klassischen Touristenrouten finden eine angemessene Würdigung. Und nicht zu vergessen die unzähligen Ernte- und Weinfeste, all die kulinarischen Festivitäten zwischen Barcelona und Sevilla, Santiago und Almería. KLAUS JETZ

Rolf Neuhaus: „Fiestas. Spanien im Festrausch“. Kassel (Verlag Winfried Jenior) 1999, 301 Seiten, 28 DM

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