brief des tages:
„Linke haben das Zeug zum Selbstzerfleischen“
„Dietmar Bartsch reicht es“, taz vom 16. 8. 23
Linke sind sich manchmal zu schade fürs gemeine Volk, einander oft nicht grün, misstrauisch, vielleicht eifersüchtig, gefangen in einer Welt, die noch gar nicht existiert und die ihnen darum kein bisschen Halt geben kann: Linke, Sozialisten, Sozialdemokraten, kleine Leute ab und zu ganz groß. Deren Heimat ist nicht die Mitte der Gesellschaft mit ihrer grünen Bourgeoisie im sich (noch) christlich bekennenden, durch und durch kapitalistischen Abendland, sondern die irgendwie konstruierte Utopie von einem linken oder sozialistischen oder sozialdemokratischen Leben in Gerechtigkeit und Freiheit und Geschwisterlichkeit – bunt, divers, männlich, weiblich, feministisch. Und zu alledem träumen sie von der Möglichkeit eines Abschöpfens von verloren gegangenen Menschen am rechten Rand der Gesellschaft. Das kann, das muss wahrscheinlich schiefgehen, besonders, wenn dominante Persönlichkeiten wie Wagenknecht auf sympathische Linke wie Bartsch mit Realitätssinn und Vernunft treffen. Es klingt wie ein Nachruf: Ich werde Dietmar Bartsch sehr vermissen.
Roswitha Halverscheid,St. Léger sur Vouzance
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