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boulevard der bestenDie Refugium-Sti­pen­dia­t*in­nen

Foto: Moritz Martin

Als Journalist ist es unmöglich, sich in Mexiko sicher zu fühlen“, sagt Heriberto Paredes Coronel mit ruhiger Stimme, die nichts von der Brutalität verrät, die hinter diesen Worten liegt. Es ist neun Uhr morgens, wir sitzen im Karsmakers Café, nur wenige Schritte vom Europäischen Parlament entfernt.

Er fährt fort: zu Santa María Ostula, einem kleinen Ort im Bundesstaat Michoacán. Dort dokumentierte er, wie sich indigene Gemeinden gegen die Kontrolle krimineller Kartelle und korrupte Behörden wehren. Als Journalist begleitete er die Guardia Comunal, die selbstverwaltete Polizei der Gemeinde – gegründet, um die Bevölkerung zu schützen.

Und er erzählt von der brutalen Offensive des mexikanischen Kartells Caballeros Templarios, die versuchten, das rohstoffreiche Gebiet zurückzuerobern. Laut Berichten wurden 42 Menschen ermordet, fünf weitere gelten bis heute als verschwunden. Ak­ti­vis­t:in­nen wurden gezielt getötet, engagierte An­wäl­t:in­nen verschleppt. Auf seinem privaten Telefon erhielt Heriberto Drohnachrichten vom hochgerüsteten CJNG-Kartell.

All das hat sicher Spuren hinterlassen. Doch in Brüssel bewegt sich Heriberto gelassen, mit dem Optimismus, weitere Puzzleteile verbinden zu können. Mit Ver­tre­te­r:in­nen europäischer Institutionen und NGOs spricht er über Lieferketten und die Verbindungen zwischen illegalem Bergbau in Mexiko und europäischen Unternehmen.

Er ist einer der drei diesjährigen Refugium-Stipendiat:innen der taz Panter Stiftung, dem beliebtesten Projekt unter Spender:innen. Drei bis sechs Monate verbringen die Sti­pen­dia­t*in­nen in Berlin, um durchzuatmen und sich zu sortieren. Am Abend, bei einem Gespräch mit belgischem Bier in der Hand, lächelt er: „Ob ich zurück nach Mexiko will? Natürlich. Ich habe ein Haus, einen Garten – meine Freundin, meinen Hund. Im Dezember werde ich wieder im Zirahuen-See schwimmen.“

Doch zuvor sitzt er noch am 3. November in der taz-Kantine auf dem Podium – gemeinsam mit vier weiteren südamerikanischen Jour­na­lis­t:in­nen. Sie diskutieren darüber, wie sie trotz Repressionen und Bedrohungen ihre Arbeit fortsetzen. Moritz Martin

Informieren oder spenden: taz.de/refugium

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