piwik no script img

boulevard der bestenTomSchimmeck

Foto: Archiv

Die Alten in der taz, falls man diese nicht despektierlich gemeinte Bezeichnung mal wörtlich nehmen darf, kennen ihn noch gut, und gerne: Tom Schimmeck, inzwischen knapp hinter der hamburgischen Landesgrenze lebend und 59 Jahre jung, ist taz-Veteran der allerersten Hamburger Stunde. Er hat nämlich die Lokalausgabe unserer Zeitung in Hamburg mitbegründet: „Wir waren sehr jung – und ich der Jüngste. Wir wollten was reißen. Ein Freund schleppte mich mit in ein Kneipenhinterzimmer am Fischmarkt. Da war ich baff, wie toll die alle reden konnten. Als es endlich ans Zeitungmachen ging, merkte ich: Das ist mein Ding. Zumal Hamburgs Medienlandschaft eine Katastrophe war: Springer hatte die absolute Mehrheit und die Politik in der Hand.“

Es war dort kein sehr langes Gastspiel, was er nur zu verständlich erklärt: „Wir hatten zu viele Debatten um jedes Detail: Brauchen wir ein 2. Telefon? (1/2 Jahr). Dürfen wir überhaupt ins Rathaus, oder ist das schon Verrat? (endlos). Und da das alles komplett herrschaftsfrei, ohne ‚Bestimmer‘ lief, war jede Diskussion tendenziell open end. Die gleiche Verratsdebatte hatten wir später auch in Berlin, als ich mit Freunden die Bonner Redaktion der taz aufbaute. Die Arbeit war toll. Doch irgendwann hatte ich das Gefühl: Dem bist du nicht gewachsen, das macht dich kaputt.“

Schimmeck wurde danach einer der am häufigsten preisgekrönten Journalisten hierzulande, arbeitete bei Transatlantik, der FR und für den NDR. Von 1987 bis 1989 war er beim Spiegel, ehe er für die Woche, Geo, die Zeit, die SZ schrieb. Für die taz schrieb er in den letzten zwei Dekaden meist für die Wochenendbeilage taz.mag, u. a. mit einem Text über den real existierend gelebten Neoliberalismus im Berlin der Merkel-Republik, Titel „Arschlochrepublik“. Seine Liebe galt dann dem Radio. Mit einer Fülle von Reportagen und Features hat er das Publikum klüger und interessierter gemacht. Auf dem taz lab 2019 ist er unser taz-Mitarbeiter der Woche – er verstärkt nämlich das Radioteam des taz lab als Reporter.

Wie er die taz heute findet? „Ich lese sie täglich und meist sehr gerne (vor allem wenn sie eigen bleibt und sich die Texte nicht lesen wie Vorschule für SZ-Zeit-Spiegel). Als ich vor zwei Jahren den Neubau im Rohbau sah, träumte ich davon, Chefredakteur zu werden.“ Wir sind froh, einen wie ihn, einen Linken mit Herz, einen Tag zu unseren Kollegen zählen zu können. Jan Feddersen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen