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berlinmusikDunkle Wüste

Mit dem Debütalbum der Berliner Band City At Dark verhält es sich ein bisschen so wie mit einem Date mit Anlaufschwierigkeiten. Denn das selbst betitelte ­Album des Duos, das sich früher RÁN nannte, beginnt mit Art-Pop/Dark-Pop-Geplänkel, das zwar gar nicht übel klingt, aber auch recht konventionell arrangiert und komponiert ist (etwa „One by One“, „Goddess“). Man wird noch nicht recht warm miteinander. Dann aber, ganz langsam, nimmt diese Verabredung mit der österreichischen Musikerin Laura Landergott und dem israelischen Gitarristen Yair Karelic – das sind die beiden Künstler:innen hinter City At Dark – Fahrt auf. Ihre Verführungskünste stellen die beiden erstmals in der Psychedelic-Rock-Ballade „Freeway“ unter Beweis: Da kommen diese cool und sleazy runtergerockten Gitarren ins Spiel, da wird am Ende gar ein schmutziges, bluesiges Solo ausgepackt, die Orgel summt unterschwellig, die Schellenkränze rasseln, und Landergott singt eingangs in kühlem Duktus: „So come with me / ignore the terminology […] don’t be shy take my advice / tear off all your clothes / It’s not the end it’s the beginning“.

Sie soll recht behalten, es ist wirklich erst der Anfang. Mit „Disastrous Mistress“ folgt ein Song, der geschult ist an jüngeren Rock-Entwürfen wie Black Rebel Motorcycle Club oder Queens Of The Stone Age. Und „That’s what you are“, ein feines Duett, ist dann vielleicht der Höhepunkt des Albums – die dunkle, kehlige Stimme Karelics und der locker zwischen den Stimmlagen switchende Gesang Landergotts treffen da wie Komplementärfarben aufeinander. Mit „So far“ gibt es dann noch einen staubig-trockenen Rock-Track – ein bisschen Wüste, ein bisschen Highway –, ehe man mit „Belly of the Moonlight“ auf die Zielgerade einbiegt: ein würdiges, rockiges Finale. Neugierig gemacht hatte bereits die EP, die die beiden damals noch unter dem Namen RÁN veröffentlicht hatten („Hunt Like Lions“), nun gibt es das Ganze in ausgereifterer Form und in Albumlänge. Ganz am Ende haucht Laura Landergott „bye bye bye bye bye bye“, inzwischen ist man mit City At Dark längst warm geworden und man würde das Duo gern wiedersehen, am besten in einer verrauchten Kneipe zu einem guten Glas Bourbon. Jens Uthoff

City At Dark – s/t (Snowhite Records) | Record Release Party: 21. 11., 20 Uhr, Schokoladen

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