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berliner verkäuferinnen und wie sie den laden hier am laufen haltenHeute: Silke Reul

Sie lese sehr gerne Reiseberichte, sei aber eher ein „Angsthase“, wenn es ums eigene Reiseverhalten geht, erklärt Silke Reul. Auch wenn es nur halb der Wahrheit entspricht: Diese Aussage erklärt schon fast, wie die gebürtige Berlinerin zur Starverkäuferin der traditionsreichen Reisebuchhandlung Schropp wurde. Silke habe die Fähigkeit, so meint ihre Chefin Regine Kiepert, Kunden so zu beraten, dass sie den Laden glücklicher verlassen, als sie gekommen sind.

Naturgemäß stehen die Schropp-Kunden oft am Beginn einer Reise – Schlössertour durch Thüringen oder Work and Travel in Australien, mit dem Wohnmobil nach Ulan-Bator oder zu Fuß durch die Anden. Sie brauchen Spe­zialkarten, Insidertipps, GPS-Geräte, Dumonts, Reise-Know-how oder Wanderführer. Aber gerne auch die in die Beratung einfließende unausgesprochene Bewunderung für den Mut, ein exotisches Ziel anzusteuern, sich den Strapazen und den bevorstehenden Abenteuern in der großen, weiten Welt auszusetzen, seine ­Spezialkenntnisse vor Ort aus ­eigenem Antrieb vertiefen zu wollen. Reul kann das, auch wenn sie an einem Tag den siebten Georgien-Reiseführer verkauft.

Dazu führt sie die Kunden erst einmal in die geografisch passende Abteilung, zieht zur Ansicht ein Standardwerk aus dem Regal – und beginnt ein Gespräch, bei dem sie den Reisetyp ihrer Kunden herausfindet. Um dann punktgenau mit dem gesuchten Buch, der idealen Karte zu landen – das jeweils Passende für intellektuelle, träge, wissensdurstige, preisbewusste, hyperaktive Reisende.

Wie in jedem gut aufgestellten Einzelhandelsteam werden bei Schropp die Angestellten ihren Fähigkeiten entsprechend für unterschiedliche Aufgaben eingeteilt. Weil Reul Bestellungen, Rechnungen, die Betreuung des Onlinehandels nach eigener Aussage nicht so sehr liegen wie die Kundenbetreuung, gibt es die interne Verabredung, dass sie vorgeschickt wird, wenn die Spezialisten kommen, die es ja in jedem Fachgeschäft gibt. In der Reisebuchhandlung sind das zum Beispiel Eisenbahnfreaks oder auch Kriminalbeamte, die wichtigtuerisch Falkpläne von Kiel und Flensburg erwerben. Mit der Freude einer Schmetterlingssammlerin an seltenen und besonders bunten Exemplaren unter den Kunden widmet sie sich älteren Herren, die sich aufregen, wenn auf Fahrradkarten junge Familien ohne Helm abgebildet sind. Oder wenn die orientalisch parfümierte Frau M. wiederkommt, um mit viel Sachverstand den neuen Kirchenführer/Oberfranken unter die Lupe zu nehmen, obwohl klar ist, dass sie kein Geld hat, diesen zu kaufen. Wenn Silke Reul zuweilen so wirkt wie eine Schauspielerin, die eine Buchhändlerin spielt, dann ist das wahrscheinlich so, weil es so viel Begeisterung für den eigenen Beruf heute fast nur noch im Film gibt.

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