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berliner szenenAuf der Weihnachtsfeier

Tränen

Sie haben sich hübsch gemacht. Die Frauen tragen schwarze Tops und graue Blazer, die Männer, frisch rasiert, weiße Hemden. Die meisten sind zwischen 20 und 30, ein „junges Team“ also, das von seinem Betrieb zur Weihnachtsfeier in das Friedrichshainer Lokal „Leander“ eingeladen wurde: „Geschlossene Gesellschaft“ steht auf der Tafel, hinter der die Feier stattfindet, daneben der Name eines gastronomischen Unternehmens.

Der Barmann dreht die Musik leiser. „Liebe Kolleginnen und Kollegen“, beginnt eine junge Frau mit langen dunklen Haaren. Von den übrigen Gästen hätte wohl niemand zugehört, wenn die Frau nicht aufgeregt geklungen hätte. „Ich schäme mich, diesen Anlass zu missbrauchen ...“, sagt sie, fährt sich durchs Haar und berichtet von der Übernahme durch eine andere Gastronomiekette: „Es ist leider nicht klar, dass ich meine schützende Hand über jeden von Ihnen halten kann ...“ Dann holt sie eine Liste heraus. Alle sollen eintragen, mit wie viel Wochenstunden sie – „realistisch geschätzt, bitte“ – ab 1. Januar weiterarbeiten könnten.

Zwei Frauen stehen auf und gehen an den anderen Gästen vorbei zur Toilette, die eine mit Tränen im Gesicht. Irgendwann hat die Frau mit den langen dunklen Haaren ihre Ansprache beendet, und ein Mann mit Betriebsratsgesicht setzt zu einer längeren Rede an. Der Barmann stellt die Musik wieder lauter, es ist eine CD von Depeche Mode. Während man zahlt, stellt man fest, dass von der geschlossenen Gesellschaft noch niemand das Büffet angerührt hat: „Essen gibt es erst nach der Bescherung“, hieß das früher zu Hause. men

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