berliner szenen: Die Farben des Planeten
DJ Bobo
Stell dir vor, du bist für die Schlümpfe zu alt, aber für die Backstreet Boys noch nicht alt genug – dann ist es an der Zeit für DJ Bobo. Am Mittwoch präsentierte DJ Bobo, der als geborener Schweizer seit vielen Jahren für eine bessere Welt singt und tanzt, im Cinemaxx am Potsdamer Platz seine neue CD, „Planet Colors“.
Er ist richtig nett. DJ Bobo ist ein lockerer Machertyp, der gern verkauft, die Welt tatsächlich verbessern will und der seine eigene Musik und seine Shows auch selbst wirklich mag. Da steht er also in einem ganz normalen Sweatshirt vor den Journalistinnen und Journalisten dieser Stadt. DJ Bobo: ein Mensch, der über sein Handwerk reden will. Warum auch nicht, das ist schließlich nicht schlimmer als die Begegnung mit einem Klempner aus Leidenschaft – man hat sich einfach nichts zu sagen. Doch die Plattenfirma will siegen, und zwar am „point of sale“, wie sie nicht müde wird zu betonen. Daher wird sie penetrant und fordert die Journalisten auf, das neue Video ihres Stars zu beklatschen. Und dann soll auch DJ Bobo selbst beklatscht werden. Anschließend werden Fragen gestellt wie jene: „Wie ist es, morgens mit einem so großen Hit wie ‚What a feeling‘ aufzuwachen?“ Bobo: „Einfach. Ich hab ihn ja nicht komponiert.“ Dann wird man auf die enorme Verkaufserwartung hingewiesen. Es scheint, als könnten die Vertreter der Plattenfirma es immer noch nicht fassen, dass irgendwer ihre Produkte will.
Beim anschließenden kleinen Buffet im Cinemaxx-Café schlägt man sich dann fast um die Sushi-Teller. Einige Fachjournalisten aus dem Eurodance-Sektor sind da, alle sind aufdringlich parfümiert und spielen große Welt. Sie sind ganz richtig im Cinemaxx und am Potsdamer Platz aufgehoben – in einer Welt ohne Stil. Oder, wie es ein Kollege zusammenfasste: „Die kaufen auch privat bei H&M!“JÖRG SUNDERMEIER
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