: berliner falle
Apel und Vogel
Gleich am ersten Tag schnappte die Falle zu. Hans Apel, der frühere Bundesfinanzminister, hatte sich der Presse gerade als neuer SPD-Spitzenkandidat in Berlin vorgestellt. Als er sich für ein kurzes Radio-Interview in einen Nebenraum zurückzog, schnappte die Tür des Sitzungsraums im Schöneberger Rathaus zu – und war nicht mehr zu öffnen. „Bei Redaktionsschluss“, notierte die taz, „dauerten die Befreiungsversuche an.“
Befreien konnte sich Apel aus dem Berliner Sumpf gar nicht mehr. Sein Fehler: Er hatte 1984 das getan, was böswillige Beobachter heute dem Kulturstaatsminister Michael Naumann raten. Er war als Retter von außen in die Landespolitik eingestiegen, um der kriselnden Berliner SPD wieder auf die Beine zu helfen. Doch von dem „spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen“, das die Sozialdemokraten erhofften, war bei der Wahl im Frühjahr 1985 nichts zu spüren: Mit 32,4 Prozent der Stimmen rutschte die Partei wieder einmal auf einen historischen Tiefstand. Apel gab sein Mandat zurück.
Vier Jahre zuvor hatte sich der spätere SPD-Bundesvorsitzende Hans-Jochen Vogel ins Berliner Unglück gestürzt. Er war nach dem skandalbedingten Rücktritt des Bürgermeisters Dietrich Stobbe als Nothelfer eingesprungen und blieb auch nach der verlorenen Wahl im Frühjahr 1981 in Berlin, bis er anderthalb Jahre später die aussichtslose Kanzlerkandidatur übernahm. Der Berliner SPD-Filz habe den ungeliebten Gaststar „nach Bonn weggelobt“, schrieb die taz damals. Die Provinzpolitiker säßen „wieder in den Startlöchern“.
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