berliner cdu: Landowsky vor dem Fall
Es gibt einen wunderbaren Satz von Klaus-Rüdiger Landowsky: „Im Nachhinein kann ich nur sagen, wäre ich nur vorsichtiger gewesen, aber das waren 1995 doch unpoblematische Zeiten.“ Das waren sie in der Tat. Nun aber steht der Berliner CDU-Fraktionschef und Bankmanager, der gewiefte, wenn nötig brutale Strippenzieher vor dem Fall.
Kommentarvon SEVERIN WEILAND
40.000 Mark an Parteispenden erhielt Landowsky einst von zwei Bauunternehmern und CDU-Mitgliedern. Kurze Zeit später bedachte die Hausbank des Fraktionsvorsitzenden beide mit einem Kredit von 700 Millionen. Als das 1995 geschah, war die Berliner Welt noch in jener Ordnung, die von Männern wie Landowsky zusammengehalten wurde. Ab und zu kreuzte ein Kanzler namens Helmut Kohl auf und traf sich mit ihm; gegen den CDU-Landeschef Eberhard Diepgen empfand der Pfälzer eine herzliche Abneigung.
Nicht ohne Stolz erzählte Landowsky gerne von der Gunst des Oggersheimers. Aber seitdem der große Pate abtrat, wirkte der kleine in Berlin mit einmal wie ein Relikt, das die aufstrebenden jüngeren CDU-Kräfte als Hindernis auf dem Weg zur Berliner Union des 21. Jahrhunderts empfinden. Landowskys Halsstarrigkeit, seine stereotypen antikommunistischen Feindbilder in einer Stadt, in der es allenfalls noch Überreste der untergegangenen DDR gibt – ähneln sie nicht dem Manne aus der Pfalz?
Wie bei Kohl, so wirkt auch bei Landowsky das Festhalten an der Macht von Tag zu Tag selbstzerstörerischer. Er habe nicht 40 Jahre gearbeitet, um die bürgerliche Mehrheit zu verspielen – so redet sich jemand in seine Verblendung hinein und ähnelt im Duktus mehr und mehr jenen geliebten Feinden, die 1989 ihr letztes Fest im Osten gaben. Noch glaubt er, Herr des Verfahrens zu sein. Doch das Berliner Haus, in dem Landowsky einst wie ein Kiezkönig mit seiner Entourage schalten und walten konnte, ist geschrumpft. Einige neue Gäste sind von außen in die Stadt gekommen. Sie haben sich in der Bundeszentrale der CDU niedergelassen.
Nicht dass ihnen die Berliner CDU je wirklich wichtig war. Nur: Gänzlich unerheblich kann sie ihnen in diesen stürmischen Zeiten nun auch wieder nicht sein. Und schon gar nicht hat man dort Lust, das Spendenschauspiel in seiner Berliner Fassung womöglich noch einmal zu durchleiden. Denn die Schatten der Spendenskandale, sie können weit fallen – bis in das wahlkämpfende Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
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