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bankgesellschaftZahlenspiele

Gut ein Vierteljahrhundert lang wird das Land Berlin für die Risiken und Nebenwirkungen der Misswirtschaft der Bankgesellschaft geradestehen müssen. Die dabei zu berappenden Summen werden im wöchentlichen Rhythmus des Schuldenzählens immer höher. So kam es, dass der Senat den Vermögensausschuss des Abgeordnetenhauses mit einer neuen Horrormeldung überraschte: Das Land müsse der Bankgesellschaft die Haftung für Risiken in Höhe von 35,34 Milliarden Euro abnehmen. Nur so könne verhindert werden, dass die Bankenaufsicht die Schließung des Konzerns verfüge.

Kommentar von ADRIENNE WOLTERSDORF

Die 35 Milliarden, die am Wochenende die Wut der Berliner schürten, seien lediglich das Szenario eines Finanz-GAUs, hieß es hernach beruhigend aus dem Senat. Und wörtlich: „Nur hoffnungslose Pessimisten und sensationshungrige Menschen rechnen mit solch einem Horrorszenario.“ Nun ist aber Berlin eine Stadt, die noch jeden Pessimisten das Fürchten lehrte.

Tatsächlich werden die Fondsgeschäfte der Alexanderplatz-Bankiers die Berliner wohl höchstens sechs, mindestens aber um die drei Milliarden Euro zusätzlich kosten. Fast egal, denn es handelt sich um Summen, die die marode Stadt aus eigener Kraft ohnehin nicht mehr zusammenkratzen kann. Saniert ist die Bankengruppe mit der Abwälzung der Haftung auf die Steuerzahler ohnehin nicht. Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung: Mit diesem Beschluss wird das Geldhaus immerhin verkaufsfähig. Der Finanzsenator scheint genau dies forcieren zu wollen. Günstiger Zeitpunkt, denn erst vorletzte Woche startete die Volksbank eine Kaufofferte für das Filialgeschäft der Berliner Bank. Damit steigt der Marktwert des Skandalkonzern. Und die übrigen Bieter müssen sich neue Angebote ausdenken.

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