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bankenkriseBankchef auf Abruf

Der Showdown hat begonnen, bis zur – verschobenen – Jahreshauptversammlung der schwer kriselnden Bankgesellschaft sind es nur noch rund sechs Wochen. Und niemand zweifelt daran, dass einer der Hauptverantwortlichen des Bankendesasters, Konzernchef Wolfgang Rupf, nach dem 29. August nicht mehr das sein wird, was er bisher war.

Kommentarvon RICHARD ROTHER

Die Frage ist nur: Soll Rupf, unter dessen Ägide der bisher größte Bankenskandal der Bundesrepublik ruchbar wurde, seinen Posten vorher räumen – wie es ihm der ehemalige CDU-Fraktionschef und Vorstandschef einer Banktochter, Klaus Landowsky, vorgemacht hat?

Die Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat fordern vehement Rupfs Abgang. Allerdings nicht nur wegen Rupfs Verantwortung für die Bankenkrise, die die politischen Koordinaten in Berlin verändern wird, sondern vor allem wegen Rupfs Zukunftsvorstellungen. Die Gewerkschafter fürchten die Zerschlagung des Bankkonzerns und den zusätzlichen Abbau tausender Stellen.

Rupf wird allerdings bleiben – vorerst. Das hat mehrere Gründe: zunächst der symbolische.

Es wäre in der bundesdeutschen Wirtschaftsgeschichte ein sehr ungewöhnlicher Vorgang, würde ein Konzernchef auf Antrag der Beschäftigtenvertreter gestürzt. Schon um keinen Präzedenzfall zu schaffen, müssen die Vertreter der Anteilseigner dies ablehnen. Gewerkschafter könnten sonst auch in anderen Unternehmen frech werden.

Hauptgrund ist aber, dass im Moment niemand so genau weiß, wie es mit der Bankgesellschaft weitergehen soll. Das Land will sich als Noch-Mehrheitseigner alle Optionen offen halten, auch die von Rupf.

Ohne ein überzeugendes Zukunftskonzept finden die Eigentümer aber keinen überzeugenden Nachfolger. Der muss schließlich die grundlegenden Vorstellungen der Eigner umsetzen. Deshalb bleibt Wolfgang Rupf, was er ist: ein Bankchef auf Abruf.

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