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babcock-pleiteHolzmann blieb ein Einzelfall

Nach einer Woche am kapitalistischen Krankenbett folgte gestern der Exitus. Der Maschinenbaukonzern Babcock-Borsig ist pleite. Wo war nur Schröder, der probate Arzt? Letzten Donnerstag noch gastierte er, nahezu in Rufweite der Oberhausener Firmenzentrale, auf einer Kommunaltagung der SPD. Die Gewerkschafter von Babcock hofften auf eine Rettungsaktion des Kanzlers wie im Fall der Holzmann AG. Sie haben sich geirrt.

Kommentarvon CHRISTIAN SEMLER

Zwar bot Schröders NRW-Paladin Wolfgang Clement Bürgschaften des Landes wie des Bundes zur Sanierung des Konzerns an. Aber der Kanzler selbst nahm davon Abstand, am runden Tisch Platz zu nehmen und die widerstrebenden Privatbanken zu kneten, bis sie ein Ja! zur weiteren Kreditgewährung ächzten. So nahm übers Wochenende das Unheil seinen Lauf.

Wie erinnerlich, hatte sich Holzmann nicht in der Lage gesehen, die ihm von Schröder angebotenen Kredite auch nur in Anspruch zu nehmen. Daraus hat der Kanzler gelernt und Management-Bashing angesagt, einschließlich eines diskreten Hinweises auf die Vorstandsgehälter. Gewiss ist Kritik an der Unternehmensführung von Babcock eine ebenso leichte wie lohnende Aufgabe. Aber passt das zum Kanzlerimage des Konsenssuchers und Problemlösers? Und schadet Schröder diese Zurückhaltung im Wahlkampf? Keineswegs. So wenig es dem Herausforderer Stoiber zum Nachteil geriet, als er die oberpfälzische Maxhütte kürzlich nach jahrelangem, abermillionen Staatsgelder verschlingendem Todeskampf endlich verscheiden ließ.

Der Kanzler steht unter Druck. 1998 hatte Schröder unter dem Banner Innovation und Gerechtigkeit gesiegt. Jetzt schallt ihm von Stoibers Seite das Echo seiner damaligen Versprechungen in den Ohren. Stoiber gibt sich als Gerechtigkeitsapostel, vor allem aber als Herold der Innovation. Für ihn, den Etatisten, sind staatliche Subsidien, Steuervergünstigungen und Investitionskredite kein Problem. Nur sollen sie den neuen, zukunftsträchtigen Branchen zugute kommen, statt den konventionell produzierenden, zu welch Letzteren auch Babcock zählt.

Stoiber fordert ein, was Schröder an „Modernität“ versprach. Dieser Propagandaoffensive aus Bayern muss sich der Kanzler anpassen. Deshalb scheidet eine Neuauflage der Holzmann-Rettung aus. Wenn schon Staatsknete, so jetzt die Propagandalinie Stoibers wie Schröders, dann lieber am hoffnungsvollen Anfang eines Unternehmens als am bitteren Ende.

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