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autodidakt und tüftler

Der Taucher Jochen Hasenmayer

Er ist startbereit. Sechs Stunden lang hat der einzige hauptberufliche deutsche Unterwasserforscher, der Speläologe Jochen Hasenmayer, seine selbst entwickelte Tauchausrüstung angelegt, alle Knöpfe, Schalter und Leitungen wieder und wieder überprüft. Jetzt versinkt er im Quelltrichter des Blautopfes. Dort, wo er hin will, ins „kalte Herz der Schwäbischen Alb“, kann ihm keiner folgen. Jede Unterwasserreise könnte die letzte sein, denn außer ihm traut sich keiner so weit hinein ins Höhlensystem der Schwäbischen Alb, dessen Tor der Blautopf ist.

Das war 1985. Heute dauert der technische Check am kleinen Ein-Mann-U-Boot wesentlich länger, mit dem Jochen Hasenmayer an seine Forschungen anknüpfen will. Denn ein Tauchunfall hat den Speläologen querschnittsgelähmt, seine Forschungen vor Ort um 16 Jahre verzögert. Hasenmayer hat die Zeit genutzt und sich das U-Boot gebaut, mit dem er Ende Juni erneut die von ihm „Mörike-Dom“ genannte, lufterfüllte Höhle tief unter der Alb erreicht hat. Sie liegt vom Blautopf aus 1.250 Meter weit im Erdinneren. Diesmal, mit seinem U-Boot, gelangte er sogar 50 Meter weiter als 1985. Und er hat den Eingang zur nächsten Etappe bereits gefunden: rund sieben Meter unter der Wasseroberfläche des „Mörike-Doms“.

Was will er eigentlich dort unten in diesem kalten Labyrinth von Höhlen? Er glaubt beweisen zu können, dass der Bauch der schwäbischen Alb wesentlich älter ist, als von Geologen behauptet. Das Gestein sei über 25 Millionen Jahre alt, somit älter als die Donau und mithin vor die letzte Eiszeit zu datieren. Die Lehrstuhlinhaber halten das Fundament der Alb für wesentlich jünger. Das mit Heißwasser erfüllte Höhlennetz erstreckt sich laut Hasenmayer von der Alb bis zu den Alpen, liege bis zu vier Kilometer tief und sei ein für ganz Süddeutschland nutzbares geothermes Energiereservoir.

Hasenmayer ist beides, Autodidakt und schwäbischer Tüftler, einer der mit seinen Ansichten ohne die höheren Weihen von Abitur und Hochschule von der Professorenkaste nicht für voll genommen wird. Einer der Querköpfe, auf die die Schwaben so stolz sind, leider meistens erst posthum.

Blaubeuren hat ihn allerdings bereits zu Lebzeiten zum Ehrenbürger ernannt und kann nun sicher sein, dass Hasenmayers neuer Glanz zum Nulltarif aufs Städtchen abstrahlen wird. IM

Die schöne Lau FOTO: TAZ-ARCHIV

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