ausgewildert: Wildtiere? Not in my backyard!
Die Löwen schienen am Freitagmittag in ihren Käfigen auf dem Heiligengeistfeld ziemlich unbeeindruckt von dem ganzen Trara. Dabei ist ihr Übergangs-Zuhause Mittelpunkt eines Konflikts zwischen Tierschutzorganisationen und Zirkusbetreibern. Zwischen einer vierspurigen Straße und den Baggern eines Abrissunternehmens hat sich dort gerade der Circus Krone einquartiert. Mit dabei sind Löwe, Nashorn und Lama. Nur die Elefanten mussten Zuhause bleiben, weil ihr Zwinger auf dem Gelände nicht ausreichend gesichert werden könnte.
Dass der „größte Circus der Welt“ in Hamburg gastiert, hat bei Tierschutzorganisationen für Proteste gesorgt. Frank Keller, Circus Krones Tierschutzbeauftragter, hat dafür kein Verständnis. Krones Tiere seien gar keine richtigen Wildtiere mehr, sagt er. Sie würden ja schon in der zigsten Generation durch den Menschen aufgezogen. Wenn man beispielsweise die Löwen jetzt einfach auswildern würde, würden sie sofort verhungern, sagt Keller. Zweifel habe er auch an der fachlichen Qualifikation der Tierrechtler.
Die bekommen allerdings Unterstützung aus der Politik. Hamburgs SPD und Grüne sprachen sich am Freitag gegen Wildtiere im Zirkusbetrieb aus. Kommunale Auftrittsverbote stünden laut SPD jedoch rechtlich auf wackeligen Beinen. Sie setzen deshalb auf den Koalitionsvertrag des Bundes, der bis zur Mitte der Legislaturperiode „konkrete Maßnahmen bis hin zu Verboten zur Verbesserung des Tierschutzes“ vorlegen will. Fortsetzung folgt.
Marthe Ruddat
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