aus für bankenfusion: Keine Blamage, sondern Chance
Es klang diplomatisch. Aber wenn nicht dieser dicke Schnauzer alles verdecken würde, hätte man den Dresdner-Bank-Chef wohl grinsen sehen. Munter erklärte Bernd Fahrholz, es sei „kein Desaster“, dass die Verhandlungen mit der Commerzbank gescheitert seien. Ernsthaft hatten er und der Commerzbank-Vorstand Martin Kohlhaussen an einer Fusion gebastelt – und, ein Glück: Es hat trotzdem nicht geklappt. Damit haben sie sich die beiden nicht blamiert. Im Gegenteil: Sie haben es geschafft, sich elegant aus einer Klemme zu ziehen – und dabei glaubwürdig zu bleiben.
Kommentarvon BEATE WILLMS
Schließlich hatte Kohlhaussen immer wieder erklärt, er sei „ganz und gar kein Freund“ von Fusionen. Und Fahrholz war im April mit dem expliziten Konzept angetreten, die Dresdner Bank als eigenständiges Institut zu entwickeln.
Zu den Verhandlungen waren beide von außen gezwungen worden. Da war zum einen der Großaktionär der Dresdner Bank, die Allianz, die nach dem geplatzten Mega-Merger mit der Deutschen Bank wenigstens die kleine Lösung wollte, um sich am Privatkundengeschäft und an der Vermögensverwaltung der neuen Großbank zu beteiligen. Die Commerzbank wiederum hatte Sorge, dass ihr Großaktionär, die CoBra-Gruppe, sie demnächst an die ausländische Konkurrenz verkaufen und damit zerschlagen könnte. Nach einer Fusion hingegen wäre der Aktienbrocken zu groß gewesen, als dass ihn ein ausländischer Investor hätte schlucken können, ohne sich Verdauungsprobleme einzuhandeln.
Tatsächlich sinnvoll und zukunftweisend wäre eine Fusion zwischen Dresdner und Commerzbank jedoch nie gewesen. Sie sind sich zu ähnlich, um sich zu ergänzen und neue Märkte zu erschließen. Es hätten sich höchstens Synergieeffekte ergeben. Tausende Filialen hätte man schließen und zehntausende Arbeitsplätze abbauen können.
Die Zukunft der Bankenbranche aber liegt nicht in der puren Rationalisierung und der Konzentration auf den nationalen Markt. Sie liegt im Internetgeschäft, im E-Commerce. Und sie liegt vor allem auf europäischer und globaler Ebene. Nach den gescheiterten Verhandlungen haben Dresdner und Commerzbank jetzt wieder Gestaltungsfreiheit. Sie sollten sie nutzen, um nach echten Partnern zu suchen – um international zu agieren. Und mögliche Partner sind da. Jenseits der deutschen Grenzen, zum Beispiel in Italien oder den Niederlanden.
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