aufgeschoben: Lob der Technokratie
Der für Montag geplante Start der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen wird um zwei Wochen verschoben“, ließen die Beteiligten am 14. März wissen: „Hintergrund ist die Notwendigkeit, in den kommenden Wochen mit aller Kraft an den notwendigen Maßnahmen in Sachen Corona zu arbeiten.“ Wer hätte widersprechen wollen?
Als nun der Stichtag nahte, kam wieder eine Mail: „Der für kommende Woche geplante Start der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen wird erneut verschoben“, und wer beim ersten Mal noch überrascht war, der war es diesmal eher nicht, denn der Grund ist ja nicht kleiner geworden.
Und so fällt es erst mal auch nicht auf: Einen neuen Termin stellen Rote und Grüne nicht mehr in Aussicht, man will verhandeln, sobald wesentliche Senatsvertreter*innen von der aktuellen Lage nicht mehr so beansprucht werden. Wirklich nur ganz Misstrauische wundern sich vielleicht: Wenn, sagen wir, der Bürgermeister, so viel zu tun hat mit Pandemie und Virus: Wie kann er dann am heutigen Samstag Zeit finden fürs „Lesertelefon“ des Abendblatts?
Und noch mehr zum Zusammenreimen von Nichtzusammengehörendem Neigende denken sich vielleicht: Am Ende ist es den Beteiligten ganz recht. Einfach weitermachen im Modus „geschäftsführend“, irgendwie erhaben übers Klein-Klein der Tagespolitik; und wenn Kritik kommt, macht man doch alles stets nur für uns alle, ja: ist eigentlich gar nicht mehr so recht Partei, sondern patriotisch?
Verlieren könnte die CDU. Die hatte ja auf immer noch eine sehr theoretische Restchance auf Koalo-Juniorpartnerschaft – und verhungert nun am langen Arm des Weltgeschehens. Es ist doch echt die Pest. Alexander Diehl
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