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american pieSchnitzel mit Hirnschmalz

Warum Moritz Wagner nichts dagegen hätte, in die Fußstapfen von NBA-Profi Dirk Nowitzki zu treten

„Ich glaube, dass ich ein Mensch bin, der sich Idealvorstellungen macht und dann danach strebt, sie umzusetzen.“ Was Moritz Wagner da im Magazin der Dirk-Nowitzki-Stiftung, Fortyone, sagt, klingt sehr amerikanisch, und der Berliner weiß das auch. Aber was soll der 2,11 Meter große Basketballer machen? Er tickt nun einmal so, er ist quasi ein Mentalitätsamerikaner. Also hat sich der bald 21-Jährige zum Draft angemeldet. Er will in die NBA, seinen Traum leben. Im Juni dürfen die Teams der besten Basketball-Profiliga der Welt zugreifen auf der Talentbörse der Dribbler und Werfer. Jene Mannschaften, die in der vergangenen Saison besonders schlecht waren, können die vielversprechendsten Nachwuchsspieler verpflichten. Zum Beispiel so einen wie Moritz Wagner, den die US-Sportfans Moe nennen – und manchmal auch weniger nett German Schnitzel oder Moe Buckets.

Im Vorjahr hatte Wagner sich schon einmal angemeldet zum Draft. Aber er zog zurück. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn seitdem ist nicht nur viel Wasser den Huron River in seiner Studi-Stadt Ann Arbor in der Nähe von Detroit heruntergeflossen, sein Basketballteam, die Michigan Wolverines, ist auch ins Finale der Collegesportvereinigung NCAA gekommen. Wagner und seine Teamkameraden haben zwar gegen die Villanova Wildcats verloren, aber Wagner hinterließ nachhaltigen Eindruck mit seinem dynamischen und furchtlosen Spiel. Der Deutsche war bester Werfer seiner Mannschaft (14,6 Punkte pro Partie) und auch bester Rebounder. Beim Halbfinalsieg gegen Loyola Chicago erzielte er als erster Spieler seit Hakeem Olajuwon und Larry Bird über zwanzig Punkte und 15 Rebounds. Wagner, der das Spiel in den Trainingshallen von Alba Berlin gelernt hat, hat sich von Jahr zu Jahr verbessert. Jetzt hat er ein Niveau erreicht, auf dem ihm ein leichterer Einstieg in die Steilwände der NBA möglich ist.

„Ich fühle mich, als ob ich bereit bin, mich dieser neuen Herausforderung im Leben zu stellen, alles zu tun, um es auf die nächste Stufe zu bringen“, hat Wagner in einem rührenden Brief geschrieben, den er auf der Internetplattform The Player’s Tribune veröffentlicht hat. Er offenbart sich darin als ein sehr emotionaler Spieler, aber auch als einer mit Köpfchen. Es ist im Grunde eine riesengroße Liebeserklärung, die der Deutsche seinen Mitspielern, der Uni, Ann Arbor, den Fans und auch Dirk Nowitzki macht. Nur einmal motzt Wagner über die merkwürdigen Setzlisten, die im Rahmen der NCAA-Saison erstellt werden und auf denen sein Team immer zu schlecht weggekommen sei. Der Rest: eine große Schwärmerei, eine verklärte Rückschau und der verstohlene Blick in eine Zukunft, die groß werden könnte, vielleicht sogar so groß wie die von Dirk Nowitzki, Wagners Idol.

Er verehrt den bald 40-Jährigen, der auch in der kommenden Saison noch bei den Dallas Mavericks spielen will, mit jeder Faser seines Körpers. „Er ist keiner, der immer das sagt, was du erwartest und hören willst, er hat Humor und kann Witze über sich selbst machen“, sagt Wagner über Nowitzki. Der Berliner will seinen eigenen Weg gehen, klar, aber er erkennt in Nowitzki wohl auch sein Alter Ego. Das Größte wäre nun, gegen den Helden mit der Nummer 41 zu spielen. Aber im Grunde geht es für Wagner darum, Basketball zu verinnerlichen: „Ich würde nie behaupten, dass ich das Spiel schon verstanden hätte.“ Klingt auch ein bisschen nach Dirk Nowitzki. Markus Völker

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