akademie der künste: Ist eine Nase geiler?
Das Bild war symptomatisch: Vor dem Adlon rangelten die Kameramänner mit Michael-Jackson-Fans. Am Brandenburger Tor klickten ebenfalls Kameras der Touristen. Was sich hinter der gläsernen Fassade der Akademie der Künste verbirgt, lockte dagegen kaum jemand an. Der wohl schönste Entwurf für den Pariser Platz, das zudem einzige öffentliche Gebäude vor Ort, bleibt ein Fremdkörper in der historisch so aufgemotzten Umgebung. Und sein Bauherr, das Land Berlin, tut alles, damit dies auch so bleibt – die Finanzkrise der Akademie ist dafür nur ein weiteres Indiz.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Es gab Zeiten, da es eine vornehme Aufgabe des Landes war, sich eine Akademie zu bauen. Die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Schade ist hingegen, wenn sich jenes einstige Interesse des Landes ins pure Gegenteil verkehrt: nämlich Akademien zu verhindern. Nichts anderes hat Berlin getan und tut es immer noch. Den Architekten wollte man nicht, der Bau wurde im „Fassadenstreit“ zurückgeworfen. Das Raumprogramm wurde reduziert. Die Baukosten hat man politisch herunterkalkuliert. Und jetzt soll – nachdem die Bauverwaltung wieder einem Generalunternehmer nicht Paroli bieten kann oder sich verrechnet hat– das Ding halt halb fertig eröffnet werden.
Wo sind wir eigentlich, wenn durch Einsparungen ein Gebäude nicht gebrauchsfähig übergeben werden soll? Was ist, wenn Archive nicht mehr erworben werden können? Wo ist das öffentliche Interesse Berlins, sich am Pariser Platz baulich und öffentlich zu artikulieren? Oder hält man auch dort das Problem einer abfallenden Nase für geiler?
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