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acht milliardenBildung für alle

TAFELKREIDE STATT TRANSRAPID

Acht Milliarden. Beinahe acht Milliarden Mark hätte die Transrapidstrecke Hamburg–Berlin gekostet, wenn man sie denn gebaut hätte. Acht Milliarden Euro werden weltweit alle vier Tage für Rüstung ausgegeben. Etwa genauso viel geben die Deutschen jedes Jahr für Computerspiele aus. Und acht Milliarden Dollar pro Jahr bräuchte man, um alle Kinder zwischen sechs und elf Jahren in die Schule schicken zu können.

Lächerlich wenig, findet die Kampagne „Bildung für alle“, der 200 Organisationen in über 90 Ländern angehören – in Deutschland sind es die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Entwicklungsverband Oxfam International. Sie meinen: Fehlender politischer Wille muss die Regierungen der reichen Länder in den letzten zehn Jahren gelähmt haben. Denn schon 1990 hatten 155 Länder beim Bildungsgipfel im thailändischen Jomtien „versprochen“, dass bis 2000 alle Kinder überall auf der Welt in die Grundschule gehen. Auf der Weltsozialkonferenz 1995 ist diese Frist dann großzügig bis 2015 verlängert worden.

Trotzdem besuchen weiterhin 125 Millionen Kinder nicht einmal die Grundschule – das entspricht allen Sechs- bis Vierzehnjährigen in ganz Nordamerika und Europa. 880 Millionen Menschen können nicht lesen und schreiben – in den afrikanischen Ländern sind das südlich der Sahara jede zweite Frau und ein Drittel der Männer.

Ende April findet in der senegalesischen Hauptstadt Dakar der Nachfolgegipfel von Jomtien statt. Eine Gelegenheit für die reichen Länder, sich noch einmal gemeinsam an ihr Versprechen zu erinnern, meint die Kampagne und fordert Bundeskanzler Schröder in einem Brief auf, das Thema auch auf die Tagesordnung beim nächsten G-8-Gipfel in Japan zu setzen.

Ihr Vorschlag: Die Wirtschaftsmächte sollen die Hälfte zu den acht Milliarden Dollar beitragen – durch mehr Entwicklungshilfe, durch den bereits beschlossenen Schuldenerlass und durch private Geber. Die andere Hälfte sollen die Schuldnerländer selbst beisteuern, etwa durch Umschichtungen in ihren Haushalten. Mit dem Geld will die Kampagne bereits bestehende landesweite Bildungsstrategien unterstützen oder neue Projekte finanzieren, vorausgesetzt, dass diese „unter der Beteiligung der Bevölkerung“ erarbeitet worden sind. KATHARINA KOUFEN

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