abgeworben: Fun ist ein Stadtteil
Gerecht geht anders: Von den sieben Bezirken, die die Hansestadt bilden, schultern nicht alle gleich viel an Lasten. Zumindest nicht, wenn diese Lasten als „Großevent“ durchgehen; die ballen sich, das ist nicht neu, dann doch in Hamburg-Mitte, und da eigentlich auch nur in Hafen-Hörweite. Nicht neu sind auch die Klagen der Anwohner*innen, als wäre der ganz normale Wochenendtrubel nicht schon arg genug, dazu gefühlt 26 Wochen Dom im Jahr. Und es wird doch auch niemand ernsthaft bestreiten wollen: Benähme man sich anderswo in der Stadt (von den Vororten ganz zu schweigen), wie’s Hans und Franz auf St. Pauli tun, es würde längst Wutbürgerkrieg herrschen in Harburg und in Pinneberg.
Neuer ist da schon, dass Mittes Bezirksamtsleiter Falko Droßmann nun laut darüber nachdachte, dass doch die anderen auch mal, sagen wir: den Schlagermover aushalten könnten. Was Wandsbeks Gewerbetreibende – zumindest den Verein City Wandsbek – frohlocken ließ, aber jene, die sich in der IG St. Pauli und Hafenmeile bündeln, jammern: ums Geld und das Image, also noch mehr (und obendrein zukünftiges) Geld.
Weil das offenbar wahnsinnig kompliziert ist, verwechselte dieser Tage der halbe Blätterwald letztgenanntes Lobbyistenklübchen gleich mit dem ganzen Stadtteil: Diesem St. Pauli, kopfschüttelte es allerorten, könne man es einfach nicht recht machen, und das klingt schon sehr nach: warum noch zuhören?
Umso mehr: Sollte man, anstelle dieser und jener, die vom Rummel profitierend, einfach mal wirkliche Menschen fragen, vielleicht sogar abstimmen lassen über Fragen, die vor ihren Haustüren spielen, in Wandsbek und in St. Pauli? Nee, das geht ja nur auf Bezirksebene – und der Rest von Mitte fährt bisher ja sehr gut mit all der Kotze auf dem Kiez.
Alexander Diehl
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