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Zweites Leben für Windkraftfirma

■ Der in den Konkurs getriebene Windanlagenbauer "Südwind" hat einen neuen Investor gefunden. Das Unternehmen wird als "Südwind Energiesysteme GmbH" weitergeführt. Hoffnung auf alte, treue Kunden

Der Südwind bläst wieder: Die in Konkurs gegangene Kreuzberger Windkraftanlagenfirma „Südwind“ hat einen Investor gefunden, mit dem sie ihre Geschäfte in veränderter Rechtsform weiterführen kann. Gestern unterzeichnete nach Angaben des „Südwind“-Geschäftsführers Thorsten Spehr der Frankfurter Investor Walter Junior einen Vertrag mit dem Berliner Konkursverwalter von „Südwind“, um wichtige Teile des Windunternehmens zu kaufen. So schnell wie möglich soll jetzt die Produktion von Windkraftanlagen wiederaufgenommen werden.

Die neue Firma wird den Namen „Südwind Energiesysteme GmbH“ tragen. Aus der alten „Südwind“ sollen neben Büroeinrichtungen, Baumaterialien und Bauplänen auch zunächst 15 der insgesamt 35 Beschäftigten übernommen werden. Wichtigstes Anliegen der neuen Firma ist es, Kunden und Aufträge der alten „Südwind“ zurückzugewinnen. „Es ist fraglich, ob unsere Kunden bei der Stange bleiben“, meinte Spehr. „Viele haben allerdings schon signalisiert, daß sie weiter mit uns arbeiten wollen.“

Die Entscheidung für die Übernahme durch den Frankfurter Investor, der laut Spehr schon länger an einem Einstieg in die Kreuzberger Windfirma interessiert war, beendet ein kleines Drama für die Szene der Anbieter von regenerativen Energiesystemen. Mitte Mai hatte „Südwind“ trotz voller Auftragsbücher Konkurs anmelden müssen, weil die Commerzbank als Hausbank dem Unternehmen die Kreditlinie strich und keine weiteren Kredite geben wollte. Der Erfolg und die schnelle Expansion der Windkraftbauer, die große Aufträge für riesige Windanlagen an Land gezogen hatten, brachen ihnen das Genick: Für die großen Anlagen mußten Materialien beschafft werden, das Eigenkapital reichte für diese Vorfinanzierung nicht aus. Als die Bank wegen eines negativen Jahresabschlusses 1995 keine Kredite mehr gab, war „Südwind“ pleite. Das soll nun mit dem neuen Investor, der sein Geld u. a. mit Immobilien verdient, nicht mehr passieren. Angaben über den Preis, den Junior für die alten „Südwind“-Anlagen bezahlt, wurden gestern nicht gemacht.

Der Verkauf an den Investor bedeutet auch das Ende einer Unternehmensform, in der fünf Geschäftsführer und die Belegschaft eine Art von Mitbestimmungsmodell verwirklichten. Als Grund für den Niedergang sieht Spehr diese Art des Wirtschaftens zwar nicht, „aber wir haben uns als begeisterte Techniker in diesem harten Verdrängungswettbewerb auf dem Windmark zu spät wirklich um Wirtschaftlichkeit und Marketing gekümmert“. Da verschaffe der neue Investor eine solidere Basis. Kurz nach Bekanntgabe des Einstiegs von Junior hätten bereits die ersten Kunden wieder Aufträge unterschrieben, meint Spehr. Er hofft, daß mittelfristig auch wieder alle 35 Arbeitsplätze geschaffen werden. Alles soll möglichst so weiterlaufen wie vor dem Crash. Nur eine andere Hausbank wird sich die neue „Südwind“ wohl zulegen. Bernhard Pötter

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