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Zweiter Anlauf

■ Neueröffnung: Aus „Hansa Bowling“ wird „bowl 'n fun“/ Von „Altlasten“, Spielregeln und Greenhorns

„Wer mit dem ersten Wurf nicht abräumt, hat ja noch einen zum Spare. Das sind dann ein Punkt pro Pin, – also zehn Punkte, wobei der nächste Wurf noch mitgezählt wird...“ Der Reporter hat jetzt schon einen Kegel vor Augen, welcher erst undeutlich wird und dann die Gestalt eines Fragezeichens annimmt. Pardon, er hat einen „Pin“ vor Augen, nicht einen „Kegel“. So hat es doch eben der Bowling-Meister erklärt. Doch an verlegene EinsteigerInnen ist der Sportsmann gewöhnt, beruhigend fügt er hinzu: „Sie sind nicht der einzige, der nicht weiß, wie beim Bowling richtig gezählt wird. Das Zählen überläßt man heutzutage immer öfter dem Computer.“

Gut mit Zahlen umzugehen, das ist für die neuen Betreiber des ehemaligen „Hansa-Bowling“ am Rembertiring allerdings Plicht. Am Samstag eröffnteten Gabriela Holtmann, Andy Wienert und Michael Huffnagel die erste Bowlingbahn Bremens neu. Über den Dächern des Remberti-Parkhauses heißt es ab sofort „bowl 'n fun – Spielen und Genießen“.

Dafür, daß Bremens neues „Bowling-Dreigestirn“ zukünftig wieder die Kugel rollen lassen kann, mußten jedoch so einige „Altlasten“ beseitigt werden, erklärt Gabriela Holtmann: „Hier wurde vorher nur in die eigene Tasche gewirtschaftet, ohne zu reinvestieren.“ Schlechte Geschäftspolitik habe dazu geführt, daß die Bowling-Fans in den letzten Jahren allzu häufig mit ihren Kugeln vor verschlossenen Türen standen.

Der Niedergang von „Hansa Bowling“ nahm seinen Anfang 1982. Damals brannte die siebte Etage des Parkhauses völlig aus und blieb für die nächsten sechs Jahre eine Ruine. Im Oktober 1988 kaufte Andreas Deppermann das Erbbaurecht von der Bremer Landesbank. Durch den Wiederaufbau der Bowlingbahn geriet er jedoch zunehmend in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber dem Hauptgläubiger, – der Bremer Landesbank. Diese erklärte Deppermann im Dezember '92 das Nutzungsverbot und setzte mit der Heinemann GmbH eine Konkursverwalterin ein. Bis zum Juli war dann erst einmal wieder Essig mit Bowling.

Die Heinemann-Gesellschaft blieb Betreiber bis zum Dezember '93, verzichtete jedoch auf den Kauf des Objektes. Jenes ging dann an den Automaten-Aufsteller Theo Bührmann, der den drei neuen HoffnungsträgerInnen die Etage verpachtete und ihnen das Inventar verkaufte.

Jetzt wollen die Neuen Punkte machen: mit internationalen Meisterschaften und Behindertensport, „Super-Midnightbowling“ und Karaoke, Aktionswochen und Kaffeekränzchen... Aus dem langweiligen Nebenraum wurde ein Restaurant. Der Eingangsbereich von der Straße aus ist videoüberwacht und wurde in hellen Farben einladender gestaltet. Also: Alle Neune! – oder waren's Zehn? André Hesel

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