Zweiter Amoklauf in Serbien: Schütze nach 12 Stunden gefasst

Ein zweiter Amoklauf innerhalb von zwei Tagen schockt Serbien. Präsident Vučić kündigt politische Folgen an: Er will die Nation entwaffnen.

Aleksandar Vucic sitzt vor Mikrofonen

Aleksandar Vučić kündigt die Entwaffnung Serbiens an Foto: Darko Vojinovic/dpa

BELGRAD taz | Mit einer Schnellfeuerwaffe hat mutmaßlich ein 21-Jähriger am Donnerstagabend acht Menschen in Serbien getötet. Er hat laut offiziellen Angaben in der Nähe der Stadt Mladenovac, etwa 50 Kilometer südlich von Belgrad, auf Menschen geschossen, sein Motiv ist unklar. Erst am Mittwoch hatte ein 13-Jähriger in einer Grundschule im Zentrum Belgrads acht Mitschüler und den Schulwächter mit der Pistole seines Vaters umgebracht.

Nach dem Angriff mit der Schnellfeuerwaffe liegen vierzehn weitere Opfer im Krankenhaus. Die meisten seien Jugendliche, unter ihnen auch Minderjährige, berichten serbische Medien. Der Vater des verdächtigen 21-Jährigen sei hoher Offizier der serbischen Armee, der mutmaßliche Schütze selbst sei der Polizei bereits bekannt.

Serbiens Staatschef Aleksandar Vučić höchstpersönlich erklärte in einer Ansprache an das Volk, der mutmaßliche Täter habe die Mordwaffe, ein automatisches Gewehr, auf dem Schwarzmarkt gekauft.

Über die Motive des neuen Amoklaufs ist wenig bekannt. Berichte serbischer Medien deuten darauf hin, dass der Täter zu einer Gruppe Jugendlicher gehörte, die sich auf einem Spielplatz im Dorf Dubona gestritten habe. Der mutmaßliche Täter sei dann nach Hause gegangen, mit der Waffe zurückgekehrt und habe sofort angefangen zu schießen. Dann habe er den Amoklauf in zwei weiteren Dörfern fortgesetzt. Weshalb, ist unklar. Andere Medien berichten, der Schütze habe willkürlich auf Menschen geschossen.

Vučić kündigt Entwaffnung Serbiens an

Nach einem Großeinsatz der Sondereinheiten der Polizei ist der mutmaßliche Täter nach etwa 12 Stunden gefasst worden.

Präsident Vučić sprach am Freitag von einem „Terroristischen Akt“ – allerdings ohne mögliche politische Motive zu benennen. Als Gegenmaßnahme kündigte er unter anderem an: „Wir werden eine fast vollständige Entwaffnung von Serbien vornehmen“, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet.

Mit siebzehn Toten, vor allem Kindern und Jugendliche, und mindestens 20 Verwundeten bei zwei verschiedenen Amokläufen ist das Thema zu einem politischen Problem geworden. Psychologen reden von der Folge einer großen Aggression in der serbischen Gesellschaft, die nicht nur soziale Netzwerke, sondern auch gleichgeschaltete Medien und Politiker schüren.

Wegen der Opfer des Amoklaufs der Belgrader Grundschule „Vladislav Ribnikar“ vom Mittwoch ist in Serbien ab heute eine dreitägige Staatstrauer in Kraft. Der erneute Amoklauf erschüttert die Nation.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.