Zweite Bundesliga: Aufstieg ist kein Tabu mehr
Mitgliederrekord, solide Finanzen, erfolgreiches Team: Es boomt beim FC Union. Dirk Zingler, Präsident des Köpenicker Vereins, muss nun sogar auf die Euphoriebremse treten.
Einst verstieg sich ein Fan des 1. FC Union zu der Aussage, seinesgleichen habe mit Misserfolgen besser umzugehen gelernt als mit Glücksmomenten. In der Tat hat der Fußballclub aus Köpenick seinem Anhang früher selten die Möglichkeit gegeben, in Triumphgeheul auszubrechen. In den 1990er Jahren herrschte meist Ebbe in der Vereinskasse. Die Lizenz für den Eintritt in den bezahlten Fußball entschwand in weite Ferne. 1997 demonstrierten tausende verzweifelte Unioner am Brandenburger Tor für den Erhalt ihres vom Bankrott bedrohten Clubs. Sieben Jahre später, nach einem Intermezzo in der 2. Bundesliga, spendeten Eisernen-Anhänger sogar Blut, um die dafür erhaltenen Aufwandsentschädigungen in den schwächelnden Finanzkreislauf Unions zu pumpen.
Heute scheint sich alles zum Guten zu wenden. Die Berliner Mannschaft hat bereits vor dem Beginn der Rückrunde in der 2. Bundesliga an diesem Freitag beim SC Paderborn den Klassenerhalt mit stattlichen 31 Punkten so gut wie gesichert. Zudem überraschte Unions Präsident Dirk Zingler die Basis mit imponierenden wirtschaftlichen Zahlen, so dass er sich sogar bemüßigt fühlte, vor Euphorieattacken zu warnen.
Ungeduld unerwünscht
"Wir müssen uns klar sein", verkündete Zingler, "dass dieses Tempo und diese Schrittgröße nicht immer beizubehalten sind." Wer sich nicht daran halte, dem drohe von oben verordnete Bodenhaftung. Zingler: "Ungeduld wird vom Präsidium mit aller Wucht bekämpft." Wirtschaftlich brummt der Eisernen-Motor wie noch nie. In der laufenden Spielzeit passierten pro Heimspiel 15.623 Fans die Stadionkassen in Köpenick. Das nährt den Vereinshaushalt, den Union mit gut 15 Millionen Euro angesetzt hat - zweieinhalb Millionen über dem Haushalt der Vorsaison.
Auch was die Zahl der Mitglieder angeht, bewegt sich Union auf Rekordniveau. Zu Jahresbeginn knackte der Club die Grenze von 10.000 Mitgliedern. Vor Jahresfrist waren es 6.780 Eiserne. Auch die Zahl der Sponsoren steigt stetig. Für das Vip-Zelt bei Heimspielen in Köpenick sind keine Tageskarten mehr zu haben. "Das ist für uns als kleines gallisches Dorf in Köpenick ein gutes Ergebnis", sagt Zingler.
Aktien für neue Tribüne
Folgerichtig wertet der Union-Chef auch die für Aufsehen sorgende Aktienausgabe am Stadion Alte Försterei als Erfolg. Mitglieder und Sponsoren, die sich vor dem 1. Dezember 2011 bei Union angemeldet hatten, konnten Anteilsscheine an der Arena erwerben. So soll die Finanzierung der geplanten neuen Haupttribüne mit einem Volumen von 15 Millionen Euro einfacher zu stemmen sein. 4.141 Mitglieder und Sponsoren zeichneten insgesamt 5.473 Anteilsscheine an der Stadion AG, deren Gesamtkapital nun fast 6,3 Millionen Euro beträgt. Damit besitzen Mitglieder (43,88 Prozent der Anteile) und der Union e. V. (32,14 Prozent) gemeinsam über 75 Prozent der AG-Anteile. Beide Parteien bestimmen somit über die Zukunft der Alten Försterei.
"Das ist genau das Ergebnis, das wir haben wollen", frohlockte Zingler, obwohl er ursprünglich 10.000 Stadionaktien zum Stückpreis von 500 Euro unters Vereinsvolk bringen wollte. Immerhin griff annähernd die Hälfte der rund 9.500 Bezugsberechtigten zu. Die Steigerung bei den ökonomischen Eckdaten beflügelt Unions sportlichen Ehrgeiz. Zingler strebt nach Höherem. "Perspektivisch ist die Bundesliga unser Ziel", erklärt der Union-Chef und bremst sich selbst, indem er hinzufügt: "Ohne dass wir jetzt sagen könnten, wann."
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