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Zweifelhafte WerbungWenn die „Putzfee“ ihren Pass zeigt

Eine Charlottenburger Reinigungsfirma wirbt damit, nur „deutsche“ Putzfrauen anzustellen, kein „Multi Kulti“. Unsere Autorin wollte wissen, warum.

Ob diese Reinigungskraft auch deutsch genug ist zum Putzen? Foto: dpa

Keine Frage: Auf einem funktionierenden Markt mit konkurrierenden Anbietern muss sich der Einzelne schon was einfallen lassen. Im Bereich der Putzdienste für Privathaushalte etwa gehört es mittlerweile zum guten Ton, damit zu werben, dass es sich hierbei nicht um Schwarzarbeit handelt. Viele Firmen werben damit, ihre Reinigungskräfte seien fest angestellt und sozialversichert.

Um in diesem Dschungel aufzufallen, hat sich die Firma J. Müller Reinigungsunternehmen aus Charlottenburg etwas ganz Besonderes ausgedacht. Bei ihr – so besagt es ein mehrseitiger Werbeflyer – kommt „Auf Wunsch immer dieselbe Putzfee, deutsch, freundlich und verlässlich, dafür bürgen wir“.

Ein Versehen ist der Verweis auf die ethnische Herkunft der MitarbeiterInnen nicht. An einer anderen Stelle heißt es in der Werbeschrift: „Früher hatte jeder – der eine Putzfrau brauchte – leicht gefunden.“ Das sei heute anders: „Haben Sie schon probiert? Wenn Sie inserieren meldet sich meistens Multi Kulti oder gescheiterte. Die fleißigen und zuverläßigen haben Ihren Job.“

Dass eine solche Werbung – von der fehlerhaften Grammatik und Orthografie mal abgesehen – rassistische Klischees reproduziert, sieht wohl jeder ein. Auch widerspricht sie offenkundig den Verhaltensregeln des Deutschen Werberats, der keine Diskriminierung etwa aufgrund der Abstammung duldet. Dass die ganze Sache höchst fragwürdig ist, weiß man wohl auch bei „J. Müller“ selbst. Zumindest war der Herr am Telefon sehr kurz angebunden.

– „Guten Tag, hier Memarnia von der taz.die tageszeitung. Sie werben damit, dass Ihre Putzfrauen alle deutsch seien.“

– „Ja, und?“

– „Wie kontrollieren Sie das – und wieso werben Sie damit?“

– „Das möchte ich nicht mit Ihnen diskutieren. Im Übrigen sind wir auf Monate ausgebucht. Melden Sie sich in einem halben Jahr wieder.“ (Er legt auf)

PS: Im Flyer hatte noch gestanden, dass man „derzeit wieder Kapazitäten frei“ habe. Aber es ist natürlich denkbar, dass man mit der „Deutschen-Masche“ genügend neue KundInnen gefunden hat.

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6 Kommentare

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  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Den Text finde ich in seiner Form fast schlimmer als den Inhalt. Beides steht natürlich in starkem Widerspruch und dürfte bei der Zielgruppe (Charlottenburg!) für gewisse Heiterkeit sorgen.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Den Laden gleich zumachen. Offensichtlich hat er schon bei den Bewerbungen und Einstellungsgesprächen rassistisch und sexistisch diskriminiert (denn Männer sind mit "Putzfrau" sicher auch nicht gemeint).

  • Ich will auch kein Multikulti, schliesslich verstehe ich weder bayrisch noch sächsisch! Und jemand, der Brotzeit macht mit Bier geht schon mal gleich gar nicht!

    (Achtung, der obige Beitrag kann Ironie enthalten!)

     

    Seltsam: mir ist wichtig, dass ich mich mit meinem Gegenüber verstehe. Da in allen Ländern geputzt werden muss, ist es auch kein Hexenwerk, sich auf die Basics zu verständigen. Soweit ich informiert bin, befindet sich der Boden in allen Ländern dieser Erde unterhalb der Füsse/Räder/Krücken und ist damit auch recht einfach zu finden!!

     

    Dafür darf ich in den Stunden, in denen meine Helfer*innen da sind, in andere Länder "reisen", neue Sprachen und Rezepte lernen und finde manchmal sogar Freunde!

     

    Aber vielleicht sind einige Menschen damit einfach überfordert, wenn sie ja schon, wie der Artikel deutlich darlegt, nicht verstehen, dass Multi-Kulti sich nicht in Landesgrenzen oder durch Abgrenzung von Ethnien definiert. Von daher kann ich ein solches Angebot natürlich auch gut verstehen.