Zwei britisch-iranische Gefangene frei: „Nazanin ist nun in der Luft“

Nach langer Haft dürfen zwei britisch-iranische Bür­ge­r*in­nen den Iran verlassen. London hatte Teheran zuvor einen Millionenbetrag gezahlt.

Ein kleines Mädchen hält ein Schild hoch, auf dem "Free Nazanin" steht, neben mir hält ein Mann ein Plakat mit Nazanins Gesicht hoch.

Gabriella Ratcliffe demonstriert in London für die Freilassung ihrer Mutter Nazanin Foto: Andrew Boyers/reuters

BERLIN taz | Zwei britisch-iranische Dop­pel­staat­le­r*in­nen dürfen den Iran verlassen. „Nazanin (Zaghari-Ratcliffe) ist nun in der Luft“, teiilt die britische Abgeordnete Tulip Siddiq auf Twitter mit. Seit fast sechs Jahren saß die 44-jährige, bei der Thompson-Reuters-Stiftung angestellte Journalistin und Mutter einer Tochter im Iran fest – davon fünf Jahre im Gefängnis, die restliche Zeit im Hausarrest. Vorgeworfen wurde ihr, dass sie das iranische Regime stürzen und ein regierungskritisches Netzwerk aufbauen wolle. Mit ihr zusammen reist Anoosheh Ashoori zurück nach Großbritannien. Der 67-Jährige wurde im August 2017 festgenommen, als er seine Mutter in Teheran besuchte. Er war wegen angeblicher Spionage für den Mossad zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

Die iranische Nachrichtenagentur Fars News gab an, dass die Regierung Großbritanniens vor der Freilassung der beiden eine Zahlung von „530 Millionen US-Dollar vor Fälligkeit“ an den Iran getätigt habe. Die britische Außenministerin Liz Truss hatte nach Informationen der britischen Zeitung The Guardian bereits am Montag mit ihrem iranischen Pendant, Hossein Amir-Abdollahian, telefoniert und ihm versichert, dass man sich bemühe, die Schulden, die das Vereinigte Königreich gegenüber dem Iran hat, zu begleichen. Der Betrag ist seit Mitte der 1970er Jahre offen: Damals bestellte der iranische Schah Mohammad Reza Pahlavi 1.750 britische Panzer und andere Militärfahrzeuge – von denen aber aufgrund der Islamischen Revolution von 1979 fast keine ausgeliefert wurden.

Diese Woche hatte Zaghari-Ratcliffe bereits ihren Pass zurückerhalten und wartete im Haus ihrer Familie in Teheran auf eine Ausreisemöglichkeit. Am Mittwochmorgen hatte Siddiq mitgeteilt, dass Zaghari-Ratcliffe nun am Flughafen Teheran sei, aber immer noch unter der Kontrolle der iranischen Revolutionsgarde stehe.

Außenministerin Truss kündigte außerdem an, dass Morad Tahbaz, britisch-amerikanischer Doppelstaatler mit iranischen Wurzeln, nach 4 Jahren Haft „auf Urlaub“ entlassen worden sei und man daran arbeite, seine sichere Ausreise sicherzustellen. Tahbaz gehörte zu einer Gruppe von Tierschützenden im Iran, denen Spionage vorgeworfen wurde, nachdem sie Kameras zum Aufspüren bedrohter Tierarten eingesetzt hatten.

Im Iran sitzen derzeit auch deutsch-iranische Dop­pel­staat­le­r*in­nen ein, darunter Nahid Taghavi, die wegen Propaganda gegen das Regime zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Es wird immer wieder spekuliert, dass die Inhaftierten dem Iran als Faustpfand dienen sollen, um politische Zugeständnisse zu erpressen.

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