Zwei Bundesländer erkennen DDR-Abitur nicht an

■ Bayern und Rheinland-Pfalz wollen Gleichbehandlung der StudienplatzbewerberInnen sicherstellen / DDR-Abiturnoten-Durchschnitt liegt bei 1,0 bis 1,4 / In diesem Jahr werden mehrere 10.000 StudentInnen aus der DDR erwartet / NRW-Kultusminister fordert „Malus-Regelung“

Bonn (dpa/taz) - Nach Bayern hat am Freitag auch das Bundesland Rheinland-Pfalz die Anerkennung von DDR -Abiturzeugnissen zum Studium in der Bundesrepublik vorerst gestoppt. Der rheinland-pfälzische Kultusminister Georg Gölter (CDU) sagte dazu, zunächst müsse die Gleichbehandlung von bundesdeutschen StudienplatzbewerberInnen und den DDR -Abiturienten sichergestellt werden. Der nordrhein -westfälische Kultusminister Hans Schwier (SPD) schlug ein abgestuftes Anerkennungsverfahren vor. Aus Hamburg teilte der Leitende Oberschulrat Jürgen Rickmann mit, die Hansestadt werde auf eine einheitliche Regelung warten, die von der Kultusministerkonferenz beschlossen werden muß. Hintergrund der Überlegungen in Bayern und Rheinland-Pfalz bildet dabei unter anderem eine Analyse der Dortmunder Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) über eine inflationsartig hohe Notengebung an den DDR-Schulen. So verfügen 50 Prozent der StudienplatzbewerberInnen aus der DDR über Durchschnittsnoten zwischen 1,0 und 1,4 beim Abitur. Nur weniger als ein Prozent waren schlechter als befriedigend. Als Ursache wird dafür der Umstand gesehen, daß sich die dienstrechtliche Bewertung der LehrerInnen nach dem erreichten Notenschnitt in der Klasse richtet. In der DDR hat die Abiturnote kaum Einfluß auf den späteren Berufsweg des Jugendlichen.

Gölter sagte dazu, zwar sei die DDR in der Vergangenheit bei der Vergabe von Abiturzeugnissen großzügig verfahren, allerdings äußerst restriktiv bei der Zulassung zu den Hochschulen. Die seit Jahren abgelehnten BewerberInnen würden jetzt auf die Hochschulen der BRD strömen. Bei der Vergabe von Studienplätzen nach Notenschnitt müsse aber auf die Gleichbehandlung der bundesdeutschen BewerberInnen geachtet werden.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) will sich bis April auf ein gemeinsames Vorgehen in der Frage verständigen. NRW -Kultusminister Schwier kritisierte am Freitag das Vorpreschen der beiden unionsgeführten Bundesländer. Dies führe automatisch dazu, daß die dort abgewiesenen BewerberInnen jetzt auf die Hochschulen der anderen Bundesländer drängten. So sei das Problem nicht zu lösen.

Schwier verlangte als Sofortmaßnahme eine „Malus-Regelung“, mit der die hohen DDR-Durchschnittsnoten auf westdeutsches Niveau heruntergerechnet werden könnten. Eine ähnliche Regelung hatte es in den 70er Jahren zur Vermeidung von Ungleichgewichten zwischen den einzelnen Bundesländern gegeben. Langfristig müßten Lehrpläne und Unterrichsstandards in der DDR westdeutschen Anforderungen angepaßt werden. Die Abiturstandards der Kultusministerkonferenz seien dafür ein gutes Beispiel.

Der Sprecher des bayerischen Kultusministeriums erklärte am Freitag, Bayern werde für eine Übergangsphase auf Vorbereitungskurse für die DDR-BewerberInnen drängen. Die Anforderungen seien mit dem bundesdeutschen Abitur einfach nicht vergleichbar. Im übrigen sei der Zugang zur Erweiterten Oberstufe in der DDR (EOS) oft vom Parteibuch abhängig gewesen.

Die Anerkennung der DDR-Zeugnisse in der Bundesrepublik erfolgte bislang durch eine KMK-Vereinbarung aus den 70er Jahren, in der ein „großzügiges“ Vorgehen empfohlen worden war. Für 1990 wird mit mehreren 10.000 StudienplatzbewerberInnen aus der DDR gerechnet.