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Zuwenig Geld, zuviel Dreck fürs Watt

■ Die norddeutschen Länder verlangen vom Bund mehr Geld für den Naturschutz/Schießübungen der Bundeswehr

Bremen (taz) — Der Fortschritt ist ein Prielwurm, jedenfalls was den Nationalpark Wattenmeer angeht. Denn immer noch ist von einem wirklich durchschlagenden Naturschutz in dem Gebiet vor der Norddeutschen Küste nichs zu sehen. Das ist jedenfalls die gemeinsame Einschätzung von Naturschutzverbänden und den norddeuschen Umweltministern, die anläßlich des 10. Internationalen Wattenmeertages in Bremen gestern über zukünftige Ziele und bisherige Versäumnisse informieren.

Immer noch schießt die Bundeswehr mit Raketen vor der schleswig- holsteinischen Küste herum, immer noch jagen Sportboote bei Flut durch Schutzzonen, wird Muschelabbau betrieben und Öl gefördert. Und auch wenn die Umweltminister der inzwischen alle mit SPD-Regierungsbeteiligung ausgestatteten norddeutschen Länder aus der neuen politischen Situation etwas Hoffnung schöpfen, der Kampf gegen die jeweiligen Lobbys gestaltet sich schwer. Schleswig-Holsteins Umweltminister Bernd Heydemann machte dafür vor allem die Bundesregierung verantwortlich. Effektiver Naturschutz könne nicht alleine von den dafür zuständigen Ländern finanziert werden. Seine Forderung: eine Grundgesetzänderung, durch die der Naturschutz zur Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern gemacht werde. Auch eine finanzielle Vorstellung, was effektiver Naturschutz den Bund kosten würde, hatte Heydemann: eine bis 1,5 Milliarden Mark jährlich.

Tatsächlich beschränkt sich das Engagement des Bundes in Sachen Wattenmeer im Moment vor allem auf die Mitfinanzierung eines Wattenmeer-Informationszentrums in Wilhelmshaven. Versuche, mit dem Bundesverteidigungsminister über ein Ende der Schießübungen in der Melldorfer Bucht zu verhandeln, schlugen bislang fehl. Obwohl Heydemann fünf entsprechende Briefe an den Schleswig-Holsteiner Stoltenberg geschickt hat, fand der sich bislang noch nicht zum Gespräch bereit. hbk

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