Zusammensetzung des Strompreises: Energie zum Spottpreis
Die Preise an der Strombörse fallen und fallen und die Kosten für die Verbraucher steigen und steigen. Ein Grund: Strom wird im Voraus gekauft.
FREIBURG taz | An der Strombörse sind die Preise in den letzten anderthalb Jahren erheblich gefallen. Versorger, die aktuell Strom für die Jahre 2014 oder 2015 einkaufen, müssen dafür nur noch rund 42 Euro pro Megawattstunde bezahlen – so niedrig waren die sogenannten Futures seit Jahren nicht. Preise zwischen 50 und 60 Euro waren in den letzten Jahren die Regel, mancher Jahresfuture lag sogar zeitweise über 90 Euro.
Aber warum steigen trotz sinkender Börsenpreise die Strompreise für die Haushalte? Zum einen ist zu beachten, dass die Versorger den Strom in der Regel zwei bis drei Jahre vor dessen Lieferung einkaufen. Das heißt: Entscheidend für den Strompreis 2013 sind die Börsenpreise der Jahre 2010 und 2011 – und die lagen höher als die heutigen. Umgekehrt heißt das aber auch, dass in den nächsten zwei Jahren die Anbieter die derzeitigen Niedrigpreise an die Haushaltskunden weitergeben müssten, selbst wenn die Börsenpreise wieder steigen sollten.
Allerdings muss dies nicht unbedingt heißen, dass die Endkundenpreise tatsächlich sinken werden; vermutlich wird durch die niedrigen Börsenpreise nur ein Anstieg anderer Preisbestandteile abgepuffert. Denn im Strompreis für den Endkunden ist der Börsenpreis nur eine von vielen Komponenten. Schließlich muss der Strom auch in die Häuser kommen, was Geld kostet und durch die Netzentgelte finanziert wird. Diese machen etwa sieben Cent je Kilowattstunde aus. Tendenz: steigend.
Stabile Stromsteuer
Hinzu kommt außerdem die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms, die aktuell bei 5,277 Cent je Kilowattstunde liegt. Seit Jahren stabil ist die Konzessionsabgabe in Höhe von durchschnittlich 1,8 Cent, die an die Gemeinde geht; sie ist ein Entgelt dafür, dass die Netzbetreiber die Leitungen über städtischen Grund führen dürfen. Stabil ist auch die Stromsteuer in Höhe von 2,05 Cent, mit der die Rentenkasse und damit die Lohnnebenkosten entlastet werden. Zusammen mit weiteren kleineren Zuschlägen und der Mehrwertsteuer von 19 Prozent kostet die Kilowattstunde für Haushaltskunden aktuell rund 26 Cent.
Die Preisentwicklung im Jahr 2014 wird vor allem davon abhängen, wie sich die EEG-Umlage und auch die Netzentgelte entwickeln. Sollten sie in der Summe nicht um mehr als einen Cent je Kilowattstunde steigen, könnte damit der Strompreis für Haushalte aufgrund der gesunkenen Großhandelspreise stabil bleiben – sofern die Unternehmen die günstigeren Einkaufspreise weitergeben. Übrigens hängen die steigende EEG-Umlage und die niedri- gen Börsenpreise ein Stück weit zusammen: Weil die erneuerbaren Energien die Strom- märkte inzwischen üppig versorgen, sinken mit dem gestiegenen Stromangebot die Großhandelspreise.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Auf dem Rücken der Beschäftigten
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!