■ Zur Einkehr: Im Alaaddin
Im kulinarischen Außenhandel hat das Echte zunächst schlechte Karten. Fälschungen sind hier die Pioniere. In den bilateralen Beziehungen zwischen Italien und Deutschland galt bekanntlich die Pizza jahrzehntelang als das Nationalgericht südlich der Alpen. Griechenland war nichts anderes als Giros im Brötchen, bis sich das schon „exklusivere“und von Rucksackreisenden bevorzugte Moussaka hinzugesellte. Die TürkInnen mußten sich bis in die jüngste Vergangenheit wohl von morgens bis abends von Döner ernährt haben. Erst der Tourismus und die sogenannten GastarbeiterInnen brachten Bewegung in die Szene. Richtig trendy scheinen dabei heute vor allem türkische Restaurants zu sein – so wie das Alaaddin am Bahnhofplatz.
Wo für einige Monate die Filiale einer Burger-Kette glücklos gegen den nahen MacDonalds zu konkurrieren versuchte, landen seit rund einem Jahr die neugierigen Blicke der PassantInnen. Wie – nicht nur – im Orient üblich, zeigen die InhaberInnen des Alaaddin, was sie haben und können: Im Schaufenster angerichtet sind Speisen wie Tas Kebab, Islim Kebab oder Izmir Köfte, und nicht wenige drücken sich beim Warten auf die Straßenbahn am Glas die Nasen platt.
Dabei lohnt es sich durchaus hineinzugehen, denn die Männer hinter dem Selbstbedienungstresen übersetzen und erklären alles – selbst wenn die Frage nur auf den Inhalt von Börek, den gefüllten und mit 3,50 Mark spottbilligen Teigtaschen zielt. Tas Kebab indes ist ein Lammgulasch, Izmir Köfte sind Hackfleischröllchen, und dies und jenes wird jeweils mit Gemüse, Reis oder Hirse gereicht.
Auch wenn diese Speisen nicht frisch zubereitet, sondern in der Mikrowelle erhitzt werden, war keines der nach mehrfachem Besuch bestellten Gerichte jemals zerkocht oder sogar durchgematscht. Im Gegenteil: Das Gemüse mit Biß, das Gericht gut gewürzt, lassen wir die nicht nur in Bahnhofsnähe obligatorischen Rollos oder Döners dafür links liegen – zumal auch die vor kurzem leicht auf zehn Mark für fleischhaltige und neun Mark für vegetarische Gerichte erhöhten Preise für einen Mittagstisch noch immer im unteren Mittelfeld liegen.
Mit einem Tablett und einem nicht nur mittags zu empfehlenden Becher Ayran (Joghurtgetränk) in der Hand nehmen wir Platz – entweder gleich neben dem Tresen oder aber in der ersten Etage. Die nämlich – und das ist ungewöhnlich für türkische Restaurants dieser Kategorie – ist für NichtraucherInnen reserviert. Christoph Köster
Alaaddin, Bahnhofplatz, Bremen
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