■ Zur Einkehr: Vorm Theatro
Eine große, zwischen umbra und weinrot gefärbte Markise unter den Stahlnoppen: Schon hat sich das Bremer Theater regelrecht Pariser Bistro-Flair zugelegt. „Theatro“heißt dieses Wirtschaftswunder im Titel und „Caféhaus“in der Unterschrift, und wenn nicht noch etwas schief geht, wird hier mit der feierlichen Eröffnung am kommenden Montag kräftig der Standort gestärkt.
„Die Theaterabende werden in Bremen künftig länger dauern“, prophezeite der Intendant Klaus Pierwoß bei der gestrigen Vorbesichtigung. Und der Chef im Großen Haus, dem ein Vorgänger in dieser Redaktion weiland „einen Schlag ins Gastwirtshafte“attestierte, fügte an: „Sie werden früher beginnen und später enden.“
Denn wo mindestens seit zwei Generationen die Kassenschalter, dazugehörige Büros und eine Schankhalle untergebracht waren, schlug in den letzten Monaten die HandwerkerInnenschaft im Auftrag von Leuten zu, die sich vorgenommen haben, aus einer schlichten Einkehr einen „Event“zu machen. In der optisch dreigeteilten neuen Theatergaststätte bevölkern Design-Solitaire die Gastrobühne. Über einem Boden aus Stabparkett hier und Teppichboden dort sowie unter den Schächten der brummenden Klimaanlage und waschfester Deckenverkleidung kokettiert die corporate identity als Mixtur aus Zweckmäßigkeit und postmodernen Spielereien. Das Gerangel endet unentschieden, bietet aber immerhin genug fürs Auge, daß schon vor der Eröffnung Neugierige kamen, um sich erst daran und dann aneinander satt zu sehen.
„Der Name Caféhaus ist Programm“, erläutert Kneipier Barry Randecker, der das „Beck's Bistro“am Marktplatz mit Erfolg betreibt und auch hier als Chef im Hintergrund fungiert. Mit den Öffnungszeiten von morgens neun bis zwei Uhr in der Nacht an Wochentagen und bis vier Uhr an den Wochenenden sei das „Theatro“nicht einfach Restaurant oder Bistro. Die Wirtschaft mit ihren 110 Plätzen drinnen und 60 draußen soll zwischen dem heimischen Bier und einem vielversprechenden Speisenangebot sozusagen Rundumversorgung bieten. „Und wer bei einer Tasse Kaffee ein Buch lesen will, ist genauso willkommen“, verspricht Randecker ganz schön viel. Und Klaus Pierwoß setzt noch einen drauf: Ein Treffpunkt für Theaterleute und die theaterinteressierte Bevölkerung soll das „Theatro“werden. Was aus allem wird, steht demnächst in dieser Kolumne. Christoph Köster
„Theatro“, täglich von neun bis zwei Uhr, sa. und so. von neun bis vier Uhr; Eröffnung am 12. Mai ab 21 Uhr
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