piwik no script img

■ Zur EinkehrIm Rodizio

Am Anfang eine Warnung und dann ein Rat: „Du mußt richtig Hunger mitbringen, und immer, wenn die Ober an den Tisch kommen, mußt Du sagen ,Ja, aber nur ein bißchen'“, gab ein ortskundiger Einkehrer sein Wissen weiter. Denn jedes Restaurant hat seine geheimen Regeln, doch es gibt Restaurants, in denen sind die Regeln noch geheimer: Im Panthera Rodizio zum Beispiel.

Hungriger Fleischesser, lasse Dich vom ersten Rodizio-Eindruck im Neubau am Nordausgang des Bremer Hauptbahnhofs nicht täuschen. Es stimmt zwar, daß das Eiscafé im Erdgeschoß verwaist ist, doch schon am Fuß der großzügigen Treppe in die erste Etage klingt es nach reger Geschäftigkeit. Freitags oder samstags gönnen sich der Telekom- und die Versicherungsangestellte etwas, gehen die Stufen hinauf, erreichen das kleine Pult, wo ein Waiter – ganz amerikanisch – an den vorbestellten Tisch führt oder einen Aperitif in der Cocktailbar empfiehlt. Wohl chancenlos, wer am Wochenende unangemeldet kommt, es sei denn, er sättigt sich an der süßen Caipirinha (13 Mark an der Bar, im Restaurant zwölf) oder hat viel Geduld.

Auf der Karte ein Panther, im Inneren ein übersichtliches Angebot. Wenige Tellergerichte – von denen der Fisch für 35 Mark nicht empfehlenswert sein soll – sind das Alibi für die Hauptsache: Das Erlebnis Gastronomie für 39 Mark namens Rodizio.

Rodizio ist die Essensart der brasilianischen Gauchos. Was immer auf einen Grillspieß paßt, wird gegrillt und dann peu a peu verzehrt. Schon beim Vorspeisengang zur Salatbar, dessen Auswahl weniger Konserviertes und mehr Frisches umfassen könnte, ist es klug, die Geheimregel „nimm nur ein bißchen“zu beherzigen. Denn kaum sind die Palmenherzen und anderen Gemüse verspeist und kaum ist der einfach gute portugiesische Rotwein (15 Mark der halbe Liter) serviert, beginnt Rodizio.

Die im Gaucho-Look gekleideten Ober, die mit ihren Spießen voller Grilladen im Restaurant umherhuschen und die beiden Gitarristen genauso souverän wie die übrigen Gäste umkurven, machen jetzt auch an Deinem Tisch halt und fragen: „Ein bißchen Hähnchen?“„Ein bißchen Tafelspitz?“„Ein kleines Würstchen?“„Etwas Banane?“„Ananas?“„Ein bißchen Reis?“Ja, ja, bitte, aber nur ein bißchen von all diesen guten Sachen, allein vom vorzüglichen Roastbeaf und den vorzüglichen Bananen und selbst den vorzüglichen Pommes Frites hätte ich gern ein bißchen mehr.

Christoph Köster

Panthera Rodizio, Willy-Brandt-Platz 1

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen