Zunehmender Verpackungsmüll: Erste Städte planen Plastiksteuer
Einwegplastik verbieten, Mehrweg fördern: Kommunen versuchen, Verpackungsmüll zu verringern, so eine Umfrage der Deutschen Umwelthilfe.
„Es ist notwendig, dass wir über das Klimapotenzial von Mehrwegverpackungen sprechen“, sagte Barbara Metz, stellvertretende Geschäftsführerin der DUH, am Mittwoch. Für die Rechnung hatten die DUH-Expert:innen die Ökobilanzen der einzelnen Produkte mit denen wiederverwendbarer Alternativen verglichen.
Corona-Pandemie steigert Verbrauch von Einweggeschirr
Der Verbrauch von Plastikgabeln, Kaffeebecher oder Lieferboxen ist während der Coronapandemie stark angestiegen. Dabei hatten die Konsument:innen schon zuvor jährlich pro Kopf etwa 227 Kilogramm Verpackungsmüll produziert. Der Verband fordert, dass Städte zunehmend auf Mehrwegprodukte setzen und diese auch gezielt fördern.
Vor diesem Hintergrund hat die DUH 130 Städte und Landkreise befragt. Die Mehrheit hatte bereits Maßnahmen ergriffen, um gegen Einwegplastik vorzugehen. Rund ein Drittel antwortete nicht oder will keine Maßnahmen ergreifen, darunter Potsdam und Dresden.
Als Positivbeispiele nannte die DUH die Stadt Bamberg und den Hohenlohekreis, der eine eigene Mehrwegförderung auf den Weg gebracht hat. Dazu habe man sich in einem Dialogprozess mit den ansässigen Gastronomiebetrieben entschieden, berichtet Landrat Matthias Neth.
Tübingen plant Verpackungssteuer
Auch die Stadt Tübingen gilt der DUH als Vorbild: Sie plant eine kommunale Verpackungsteuer. Ab 2022 sollen Verbraucher:innen für jedes Einweggeschirr eine Abgabe zahlen müssen. Wenig begeistert zeigte sich davon der Fast-Food-Konzern McDonald's. Er hat vor dem Mannheimer Verwaltungsgericht einen Normenkontrollantrag eingereicht. Die Stadt äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht zum Stand des Verfahrens.
Die Klage dürfte in anderen Städten Deutschlands genau beobachtet werden. Auch in Bamberg prüfe man eine kommunale Steuer auf Verpackungsmüll, sagte die Leiterin des Abfallwirtschafts-, Klima- und Umweltamtes Bamberg, Karin Köberlein. Ziel sei, bis 2023 „einwegfrei“ zu sein. Zunächst werde man aber den Ausgang des Rechtsstreits in Tübingen abwarten.
Um McDonald's zu bewegen, die Klage zurückzuziehen, startete die DUH am Mittwoch eine Petition. Eine Sprecherin von McDonald's Deutschland sagte: „Wir halten die kommunale Verpackungsteuer in Tübingen für unverhältnismäßig.“ Statt Regelungen für einzelne Kommunen müsse es bundesweit einheitliche Vorschriften geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen