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Zum Wochenend

Es ist an der Zeit, ein Geständnis abzulegen. Ehe dieser nervige Kenneth Starr auch bei uns auf der Matte steht und uns dazu zwingt, vor das amerikanische Fernsehvolk zu treten und ihm die seltsamen Flecken auf unserer Dienstkleidung zu erläutern. Ja, auch wir von der Kulturredaktion hatten Sex mit Bill Clinton. Gruppensex, um es genau zu sagen. Verurteilen Sie uns jetzt bitte nicht. Denn wir haben, um das gleich klarzustellen, nur oral miteinander verkehrt und dabei nicht einmal inhaliert. Zwar wollten wir mehr. Aber Bill – oder Billy Boy, wie wir ihn seit jenem denkwürdigen Abend in der Herrentoilette des Bremer Flughafens zärtlich nennen – hat gesagt, er habe schon seine Joints früher ohne zu inhalieren geraucht und sei dabei dermaßen gut drauf gekommen, daß er diese Technik nach und nach und mit wachsender Begeisterung auf alle Bereiche ausgedehnt hat. Oralsex mit Billy Boy ohne zu inhalieren – das macht, wie Sie zugeben müssen, heutzutage nun wirklich jeder. Kein Grund also, uns deshalb zu kritisieren.

Andererseits: Wenn dem so ist, dann fragen Sie sich natürlich völlig zu Recht, warum wir Ihnen das hier dann überhaupt erzählen. Zum einen – die Beziehung zu Billy Boy war einfach nicht angemessen. Selbst KulturjournalistInnen sollten derart intime Beziehungen zum militärisch-industriellen-Kom-plex tunlichst unterlassen. Da sei der Reißverschluß davor.

Zum anderen sind wir tief in unserem Innersten libertinäre Geschöpfe, die, wenn sie schon nicht selbst dem Vergnügen nachgehen können, alles daran setzen, daß die uns am Herzen Liegenden in den Genuß des prallen Lebens kommen. Und da dachten wir sofort an Sie, liebe LeserInnen. Denn heute erreichte uns ein Fax des Präsidenten. Billy Boy ließ uns wissen, daß er am Wochenende in Bremen ist, weil hier „at all corners really the bear on the table dances“. Hier bricht die Nachricht leider ab – Billy Boy mußte gerade vor laufender Kamera eine unangemessene Beziehung zu seinem Ficus benjamini eingestehen –, so daß wir nicht mit Gewißheit sagen können, auf welcher Veranstaltung er garantiert anzutreffen sein wird.

Womöglich besucht er die Bremer Comic Börse im Konsul Hackfeld-Haus (Sa, ab 15 Uhr). Oder schwingt die breiten Hüften auf der Woman's Pleasure-Dance-Party (Gays welcome!) in der Humboldtstraße 156 (Sa, 21 Uhr). Vielleicht liegt ihm eher die Planet Groove-Fete im Schlachthof (Sa, 23 Uhr). Eventuell sind am Sonntag die Chancen größer: Im Haus am Walde lockt das Pfeiffer Trio (19 Uhr), The Black Rider treibt sich durchs Junge Theater (20 Uhr), und die Stammgast- und Single-Party im Super Mäx an der Borgwardstraße 2 ist ein ganz heißer Tip (21 Uhr).

Sie halten uns dann auf dem Laufenden, wann, wo und wie oft Sie unangemessenen Kontakten nachgehen konnten. Und für die Flecken auf Ihren Kleidern – wir wissen nur zu gut, Billy Boy liebt's bizarr – haben wir einen Tip für Sie. Rufen Sie uns ruhig mal an! taz

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