■ Zum Jahresende: Rückblick auf 1997
Einfallslos, blaß und zerstritten, so sahen die BerlinerInnen Ende 1996 den Senat. Doch die Wende ließ nicht lange auf sich warten. Schon im Januar rettete Finanzsenatorin Fugmann- Heesing mit einer tierischen Idee den Haushalt. Die neu eingeführte Steuer für Plüschtiere brachte Milliarden in den Staatssäckel und machte den Verkauf der Bewag überflüssig. Dank Innensenator Schönbohm übernahm Berlin eine Vorreiterrolle in Europa, als er den Heimanbau von Cannabis legalisierte. Die Industriezweige Saatgut und Speziallampen boomten. Große Teile des Tiergartens wurden abgeholzt, um nachhaltigen Hanfanbau zu betreiben.
Unrühmlich fiel dagegen Polizeipräsident Hagen Saberschinsky auf, den seine Beamten nachts beim heimlichen Graffiti- Sprühen ertappten. Und der PDS-Abgeordnete und Ex-Hausbesetzer Freke Over mußte in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuß einräumen, daß er in Wilmersdorf eine Eigentumswohnung erstanden hatte. Er wurde daraufhin aus der PDS ausgeschlossen, die aber ein prominentes neues Mitglied aus der CDU bekam: Klaus-Rüdiger Landowsky wechselte überraschend zu Gysis bunter Truppe. In geheimen Briefen an Diepgen, die der taz zugespielt wurden, berichtete er über seine subversive Mission, die PDS zu spalten – bis zu dem Tag, als ihm Sahra Wagenknecht begegnete: Angeekelt liefen sämtliche PDS-Mitglieder zur CDU über.
Mit den besten Wünschen für das nächste Jahr,
das taz-Orakel
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