piwik no script img

Zum Gedicht ein Gedeck

■ Der LAOLA-Club läßt Betrunkene Dichter lesen und vor allem trinken

Je leerer die Flasche, desto Dichter. Die Beziehung zwischen Literatur und Alkohol ist ein weites, nahezu unerforschtes Gebiet. Dem Genie und dem Weltruhm scheint der Sprit jedenfalls nicht abträglich zu sein: Die Liste der Alkoholiker unter den literarischen Koryphäen reicht von Charles Bukowski bis Theodor Storm.

„Wann dürfen wir uns einreihen?“fragt der LAOLA-Club und lädt zum Kniefall vor König Alkohol ein. Betrunkene Dichter lesen vor heißt das Meeting, dessen Name sich so schön von selbst erklärt. Der Treffpunkt ist mit Bedacht gewählt. Das St.Pauli-Clubheim sei das ideale Ambiente, um sich vollaufen zu lassen, meinen Gunter Gerlach und Lou A. Probsthayn, Hamburger Schriftsteller und LAOLA-Mitglieder.

Die sechs LAOLAs nebst einigen geladenen Gästen - bisher haben Tina Uebel, Dierk Hagedorn, Lars Dahms und Thomas Freitag zugesagt - versprechen, sehr viel harten Stoff zu konsumieren und nicht zuviel vorzulesen. Es werden eigene Werke oder die eines Vorbildes aus der Liga der schreibenden Rotnasen vorgetragen. Es gibt nur eine Vorgabe: Die Texte dürfen nicht zu lang sein, damit genug Zeit zum Trinken bleibt.

In den Pausen stellen sich die Dichter als Forschungsobjekte zur Verfügung. Regelmäßiger Promille-Check und eine Strichliste der verbrauchten Spirituosen werden ihren aktuellen Zustand dokumentieren. Die „erste öffentliche Studie des Einflusses des Alkohols auf zeitgenössische Literatur und Autoren“soll eine Anregung an die Wissenschaft sein. „Vielleicht schreibt endlich mal jemand eine Doktorarbeit darüber“, sagt Gunter Gerlach.

Denn eines will er klargestellt wissen: „Alkohol ist ja eigentlich das Böse.“Wieso greifen die meisten Literaten trotzdem früher oder später zur Flasche? Ist der Rausch vielleicht doch die kleine Dosis Wahnsinn, die uns vor dem Irrenhaus bewahrt? Und wo bleiben die nüchternen Dichter? Fragen, die dringend der akademischen Erörterung bedürfen, meint der LAOLA-Club.

Das Publikum darf bei der Flaschenleerung mithelfen, doch vor unsinnigen Zwischenrufen im Delirium wird gewarnt. Wer weiß schon, wozu Autoren im Vollrausch fähig sind.

Barbora Paluskova Sa, 19. April, Trinken ab 22 Uhr, Programm ab 23 Uhr, St.Pauli-Clubheim

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen