■ Die Anderen: Zum Doping-Skandal bei der Tour de France schreiben "De Standaard" und "Liberation" / "Guardian" kommentiert über Südafrikas Wahrheitskommission / Zur Situation Bill Clintons schreibt "Il Messaggero"
Zum Doping-Skandal bei der Tour de France schreibt die flämische Tageszeitung „De Standaard“: Die Frankreich-Rundfahrt hat Paris erreicht, aber ohne Glanz. Der Doping-Skandal sitzt tiefer, als wir jemals vermuten wollten. Der Festina-Skandal lehrt uns, daß die Wurzel des Übels tiefer sitzt als bei Individuen, die auf der Suche nach Erfolg ihre Form durch faule Mittel steigern. Die Affäre legt ein tief verwurzeltes Netzwerk bloß, in dem ein Sponsor solche sportlichen Leistungen erwartet, daß die ,Subunternehmer‘ ein System schaffen, in dem Doping und versteckte Buchhaltungen bei Apothekern und Ärzten untentbehrlich sind. Wenn der Radsport überleben will, muß der Stall weiter ausgemistet werden.
Der Dopingskandal beschäftigt auch „Liberation“: Die Festina-Affäre hat das Doping beim drittgrößten sportlichen Wettbewerb der Welt – nach Publikumsbeteiligung – in den Rang eines Mitkämpfers erhoben. Die Fragen bleiben. Muß man die Sportler verfolgen, die Dopingmittel benutzen, oder soll man sich bei der Verfolgung auf die Versorger beschränken? Warum sind die Fahrer, deren Nachfrage nach Dopingmitteln so stark ist, vor den Untersuchungen der Justiz geschützt? Und kann man die Netze zerstören, wenn die Sportler weiterhin nach Dopingmitteln verlangen?
Den Abschluß der Anhörungen von Südafrikas Wahrheitskommission kommentiert der britische „Guardian“: Erzbischof Tutu und seine Mannschaft haben ein Lob dafür verdient, eine nahezu unmögliche Aufgabe mit Integrität und Mut vollendet zu haben. Die größte Errungenschaft ist es, gezeigt zu haben, was der Kampf der Weißen war, den viele als Kampagne für christliche Werte und westliche Normen gegen Terrorismus und gottlosen Kommunismus mißverstanden. Die demütigende Erkenntnis, daß der wahre Terrorismus von ihnen, den Weißen, ausging, scheint rechtsgerichtete Militanz zerstreut zu haben, selbst wenn der Effekt nicht direkt zu messen ist.
Zur Situation des US-Präsidenten schreibt die liberale Zeitung „Il Messaggero“ aus Rom: Jetzt handelt es sich nicht mehr um eine Posse, die man vergnügt unter dem Sonnenschirm lesen kann, die Geschichte von Bill, Monica und dem Fleck auf ihrem Kleid. In Wirklichkeit scheint Bill Clinton zum ersten Mal mit den Schultern an der Wand zu stehen. Auf ihn kommen zwei sehr belastende Termine zu: das Ergebnis der Untersuchungen des FBI über den Fleck auf Monica Lewinskys Kleid. Und die Zeugenaussage, die er vor den Ermittlern abgeben muß. Das ist schon ein herausragendes Ereignis, beispiellos für einen Präsidenten der Vereinigten Staaten, gegen den strafrechtliche Ermittlungen laufen. Clinton muß bei seiner Aussage die Wahrheit sagen und zwar die ganze Wahrheit.
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